Großer Preis von Belgien 1955

Formel-1-Rennen

Der Große Preis von Belgien 1955 (offiziell XVII GROTE PRIJS VAN BELGIE) fand am 5. Juni auf dem Circuit de Spa-Francorchamps in Spa-Francorchamps statt und war das vierte Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1955.

 Großer Preis von Belgien 1955
Renndaten
4. von 7 Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1955
Streckenprofil
Name:XVII GROTE PRIJS VAN BELGIE
Datum:5. Juni 1955
Ort:Spa-Francorchamps, Belgien
Kurs:Circuit de Spa-Francorchamps
Länge:508,32 km in 36 Runden à 14,12 km

Wetter:sonnig, trocken
Pole-Position
Fahrer:Italien Eugenio CastellottiItalien Lancia
Zeit:4:18,1 min
Schnellste Runde
Fahrer:Argentinien Juan Manuel FangioDeutschland Mercedes
Zeit:4:20,6 min
Podium
Erster:Argentinien Juan Manuel FangioDeutschland Mercedes
Zweiter:Vereinigtes Konigreich Stirling MossDeutschland Mercedes
Dritter:Italien Giuseppe FarinaItalien Ferrari

Bericht Bearbeiten

Hintergrund Bearbeiten

Nach dem tödlichen Unfall vom ehemaligen zweifachen Weltmeister Alberto Ascari bei privaten Sportwagentestfahrten zog sich das Lancia-Team aufgrund finanzieller Probleme und Desinteresses des neuen Lancia-Eigentümers aus der Formel 1 zurück. Eugenio Castellotti, der im zweiten Saisonrennen in Monaco den zweiten Platz belegte, nahm trotzdem in einem privaten Lancia am Rennen teil. Mercedes und Ferrari gewannen vor diesem Grand Prix jeweils ein Rennen. Die Indianapolis 500 als drittes Saisonrennen wurden von allen europäischen Teams als Streichresultat wahrgenommen und sie blieben einer Teilnahme fern.

Das französische Gordini Team nahm nicht am Rennen teil, sodass lediglich die vier Teams Ferrari, Mercedes, Maserati und Vanwall an den Start gingen, sowie Castellotti, Louis Rosier und Johnny Claes in privaten Wagen. Lediglich 13 Fahrer waren für das Rennen gemeldet.

In der Fahrerweltmeisterschaft führte Ferrari-Pilot Maurice Trintignant vor Mercedes-Fahrer Juan Manuel Fangio und Bob Sweikert, der außer am Indianapolis 500 an keinem weiteren Grand Prix teilnahm.

Für Giuseppe Farina war dies das letzte Rennen. Für zwei weitere Grand Prix war er gemeldet, nahm aber jeweils nicht am Rennen teil.

Training Bearbeiten

Das Training zum Großen Preis von Belgien 1955 dominierte Castellotti im Lancia und war mit einer Zeit von 4:18,1 eine halbe Sekunde schneller als der zweitplatzierte Fangio im Mercedes. Auf Position drei in der ersten Startreihe qualifizierte sich Fangios Teamkollege Stirling Moss im zweiten Mercedes, dahinter der Ferrari von Farina und der Maserati von Jean Behra. Mike Hawthorn im Vanwall startete von Platz neun ins Rennen, Monaco-Sieger Trintignant startete von einem zehnten Platz, nachdem er am Training nicht teilnahm und den auf Platz zehn qualifizierten Wagen von Harry Schell im Rennen fuhr.

Dies war die einzige Pole-Position in der Karriere von Castellotti und die letzte für einen Lancia D50.

Rennen Bearbeiten

Schell nahm nicht am Rennen teil, da er seinen Wagen Trintignant überlassen musste. Auch Claes gab bereits vor dem Rennen aufgrund von Motorproblemen an seinem privaten Maserati auf.

Fangio gewann das Startduell und sicherte sich die Führung, sein Teamkollege Moss konnte bereits in den ersten Rennrunden Castellotti überholen. Fangio und Moss kontrollierten von da an das Rennen und bauten kontinuierlich die Mercedes-Doppelführung auf die Konkurrenz aus. Der dritte Mercedes von Karl Kling duellierte sich mit Jean Behra und Paul Frère um Position vier, als Behra sich in der dritten Runde in der La Source von der Strecke drehte und seinen Wagen schwer beschädigte. Behra blieb unverletzt und setzte das Rennen später im Maserati von Roberto Mieres fort.

In Runde acht fiel Hawthorn wegen eines Getriebeschadens aus, sodass Vanwall erneut keine Zieleinkunft gelang. Farina lieferte sich mit Castellotti ein Duell, was ihm jedoch viel Zeit kostete im Fernkampf mit Fangio und Moss. Farina kam erst an Castellotti vorbei, als dieser in Runde 16 mit einem Getriebeschaden das Rennen aufgab. Kling im dritten Mercedes folgte nur fünf Runden später, sein Wagen hatte ein Ölleck.

Dadurch war Farina auf Platz drei vorgekommen, hinter den beiden Mercedes, deren Vorsprung auf ihn aber zu groß war. Bis zur Zielankunft änderte sich an den Punkterängen nichts mehr, Mercedes gewann mit einem überlegenen Doppelsieg vor Farina im Ferrari. Lokalmatador Frère sicherte sich Platz vier, Behra fuhr im Wagen von Mieres noch Platz fünf ins Ziel. Trintignant verpasste die Punkteränge knapp.

Durch den Rennsieg errang Fangio die Führung in der Weltmeisterschaft zurück. Er erhielt für den Sieg acht Punkte und einen zusätzlichen Punkt für die schnellste Rennrunde, währenddessen Trintignant in diesem Rennen ohne Punkte blieb. Es war sein insgesamt dritter und letzter Sieg beim Großen Preis von Belgien. Farina lag in der Fahrerwertung nach dem Rennen einen Punkt hinter Trintignant auf Position drei, Moss rückte auf den fünften Platz vor.

Meldeliste Bearbeiten

TeamNr.FahrerChassisMotorReifen
Italien  Scuderia Ferrari02Italien  Giuseppe FarinaFerrari 555 SupersqualoFerrari 2.5 L4E
04Frankreich 1946  Maurice Trintignant[# 1]
Vereinigte Staaten 48  Harry Schell
06Belgien  Paul Frère
Deutschland  Daimler-Benz AG10Argentinien  Juan Manuel FangioMercedes-Benz W 196Mercedes-Benz 2.5 L8C
12Deutschland  Karl Kling
14Vereinigtes Konigreich  Stirling Moss
Italien  Officine Alfieri Maserati20Frankreich 1946  Jean BehraMaserati 250FMaserati 2.5 L6E
22Italien  Luigi MussoP
24Argentinien  Roberto Mieres[# 2]
Frankreich 1946  Jean Behra
40Italien  Cesare Perdisa
Frankreich 1946  Ecurie Rosier28Frankreich 1946  Louis RosierMaserati 250FMaserati 2.5 L6P
Italien  Scuderia Lancia30Italien  Eugenio CastellottiLancia D50Lancia 2.5 V8P
Vereinigtes Konigreich  Stirling Moss Ltd.38Belgien  Johnny ClaesMaserati 250FMaserati 2.5 L6D
Vereinigtes Konigreich  Vandervell Products Ltd40Vereinigtes Konigreich  Mike HawthornVanwall VW 55Vanwall 2.5 L4P

Anmerkungen

  1. Harry Schell fuhr den Wagen im Training, Maurice Trintignant im Rennen.
  2. Roberto Mieres fuhr den Wagen 10 Runden, Jean Behra 25 Runden.

Klassifikationen Bearbeiten

Startaufstellung Bearbeiten

Pos.FahrerKonstrukteurZeitØ-GeschwindigkeitStart
01Italien  Eugenio CastellottiItalien  Lancia4:18,1196,95 km/h01
02Argentinien  Juan Manuel FangioDeutschland  Mercedes4:18,6196,57 km/h02
03Vereinigtes Konigreich  Stirling MossDeutschland  Mercedes4:19,2196,11 km/h03
04Italien  Giuseppe FarinaItalien  Ferrari4:20,9194,83 km/h04
05Frankreich 1946  Jean BehraItalien  Maserati4:23,6192,84 km/h05
06Deutschland  Karl KlingDeutschland  Mercedes4:24,0192,55 km/h06
07Italien  Luigi MussoItalien  Maserati4:26,4190,81 km/h07
08Belgien  Paul FrèreItalien  Ferrari4:29,7188,48 km/h08
09Vereinigte Staaten 48  Harry SchellItalien  Ferrari4:31,0
10Vereinigtes Konigreich  Mike HawthornVereinigtes Konigreich  Vanwall4:33,0186,20 km/h09
11Frankreich 1946  Maurice TrintignantItalien  Ferrari4:33,2186,06 km/h10
12Italien  Cesare PerdisaItalien  Maserati4:50,9174,74 km/h11
13Frankreich 1946  Louis RosierItalien  Maserati4:55,4172,08 km/h12
14Argentinien  Roberto MieresItalien  Maserati5:09,0164,50 km/h13
DNQItalien  Piero TaruffiItalien  Ferrarikeine Zeit
DNQBelgien  Johnny ClaesItalien  Maseratikeine Zeit

Rennen Bearbeiten

Pos.FahrerKonstrukteurRundenStoppsZeitStartSchnellste Runde
01Argentinien  Juan Manuel FangioDeutschland  Mercedes362:39:29,0024:20,6
02Vereinigtes Konigreich  Stirling MossDeutschland  Mercedes36+ 8,103
03Italien  Giuseppe FarinaItalien  Ferrari36+ 1:40,504
04Belgien  Paul FrèreItalien  Ferrari36+ 3:25,508
05Argentinien  Roberto Mieres
Frankreich 1946  Jean Behra
Italien  Maserati35+ 1 Runde13
06Frankreich 1946  Maurice TrintignantItalien  Ferrari35+ 1 Runde10
07Italien  Luigi MussoItalien  Maserati34+ 2 Runden07
08Italien  Cesare PerdisaItalien  Maserati33+ 3 Runden11
09Frankreich 1946  Louis RosierItalien  Maserati33+ 3 Runden12
Deutschland  Karl KlingDeutschland  Mercedes21DNF06
Italien  Eugenio CastellottiItalien  Lancia16DNF01
Vereinigtes Konigreich  Mike HawthornVereinigtes Konigreich  Vanwall8DNF09
Frankreich 1946  Jean BehraItalien  Maserati3DNF05
DNSBelgien  Johnny ClaesItalien  Maserati
DNSItalien  Piero TaruffiItalien  Ferrari
DNSVereinigte Staaten 48  Harry SchellItalien  Ferrari

WM-Stand nach dem Rennen Bearbeiten

Die ersten fünf bekamen 8, 6, 4, 3 bzw. 2 Punkte; einen Punkt gab es für die schnellste Runde. Es zählten nur die fünf besten Ergebnisse aus sieben Rennen.

Fahrerwertung Bearbeiten

Pos.FahrerKonstrukteurPunkte
01Argentinien  Juan Manuel FangioMercedes19
02Frankreich 1946  Maurice TrintignantFerrari11,3
03Italien  Giuseppe FarinaFerrari10,3
04Vereinigte Staaten 48  Bob SweikertKurtis Kraft8
05Vereinigtes Konigreich  Stirling MossMercedes7
06Italien  Eugenio CastellottiLancia6
07Vereinigte Staaten 48  Jimmy DaviesKurtis Kraft4
08Belgien  Paul FrèreFerrari3
09Argentinien  Roberto MieresMaserati3
10Frankreich 1946  Jean BehraMaserati3
11Vereinigte Staaten 48  Tony BettenhausenKurtis Kraft3
12Vereinigte Staaten 48  Paul RussoKurtis Kraft3
13Vereinigte Staaten 48  Johnny ThomsonKuzma3
14Argentinien  José Froilán GonzálezFerrari2
15Italien  Cesare PerdisaMaserati2
16Italien  Luigi VilloresiLancia2
17Italien  Umberto MaglioliFerrari1,3
18Deutschland  Hans HerrmannMercedes1
19Deutschland  Karl KlingMercedes1
20Vereinigte Staaten 48  Walt FaulknerKurtis Kraft1
Pos.FahrerKonstrukteurPunkte
21Vereinigte Staaten 48  Bill HomeierKurtis Kraft1
22Vereinigte Staaten 48  Bill VukovichKurtis Kraft1
23Monaco  Louis ChironLancia0
24Vereinigte Staaten  Harry SchellMaserati / Ferrari0
25Belgien  Jacques PolletGordini0
26Italien  Luigi MussoMaserati0
27Italien  Piero TaruffiFerrari0
28Frankreich 1946  Louis RosierMaserati0
Italien  Sergio MantovaniMaserati0
Argentinien  Clemar BucciMaserati0
Argentinien  Carlos MenditéguyMaserati0
Argentinien  Jésus IglesiasGordini0
Uruguay  Alberto UriaMaserati0
Italien  Alberto AscariLancia0
Frankreich 1946  Élie BayolGordini0
Argentinien  Pablo BirgerGordini0
Frankreich 1946  Robert ManzonGordini0
Frankreich 1946  André SimonMercedes0
Vereinigtes Konigreich  Mike HawthornVanwall0

Weblinks Bearbeiten