Großer Preis von Italien 1925

Der V. Große Preis von Italien fand am 6. September 1925 auf dem Autodromo di Milano in Monza statt.

Das Autodromo di Milano in seiner befahrenen Version.
1925 feierte Alfa Romeo mit dem P2 einen Doppelsieg. Diesmal gewann Gastone Brilli-Peri vor seinem Landsmann Giuseppe Campari

Das Rennen war der letzte und entscheidende Lauf zur ersten Automobilweltmeisterschaft für Automobilhersteller, die Teilnahme war für die Wertung obligatorisch. Das Rennen wurde nach den Regeln der Internationalen Rennformel für zweisitzige Rennwagen bis 2 Liter Hubraum mit einem Mindestgewicht von 650 kg und einer Mindestbreite der Karosserie von 80 cm durchgeführt. Als Mindestdistanz waren 800 km vorgegeben, die gefahrene Zahl von 80 Runden à 10 km genau erreicht wurde. Gleichzeitig gab es in dem Rennen auch eine eigene Wertung für Wagen der Voiturette-Klasse mit maximal 1,5 Liter Hubraum.

Sieger wurde Gastone Brilli-Peri auf einem Alfa Romeo P2.

Rennen Bearbeiten

Vor dem letzten Weltmeisterschaftslauf lagen die Marken Alfa Romeo und Delage mit je einem Sieg (Belgien bzw. Frankreich) bei je einem Ausfall in der Wertung punktgleich an der Spitze, gefolgt von Indianapolis-Sieger Duesenberg mit einem Punkt Rückstand. Dennoch gab Delage – unter dem Vorwand eines zu eng angesetzten Rennkalenders – einem sicher erscheinenden Erfolg beim zwei Wochen später angesetzten Rennen in San Sebastián den Vorzug über einer möglichen Niederlage gegen Alfa Romeo und verzichtete in Monza auf die Teilnahme. Auch Sunbeam verzichtete auf den Start, während Bugatti lediglich mit Rennwagen der kleineren Voiturette-Kategorie antrat. Damit war der Titelgewinn für Alfa Romeo allenfalls noch durch Duesenberg zu verhindern, die nach anfänglichem Desinteresse und einigen nachfolgenden Verbandsquerelen die Reise über den Atlantik schließlich doch noch mit zwei Wagen und großem Gefolge angetreten hatten. Für den Titelgewinn hätte das US-amerikanische Team allerdings ein Doppelsieg oder ein Totalausfall der Alfa Romeos benötigt, bei einem einfachen Erfolg wäre ein binnen 48 Stunden auszutragendes Entscheidungsrennen vonnöten gewesen. Schließlich musste an den beiden schlanken Renneinsitzer im Cockpit-Bereich auch noch eine Verbreiterung vorgenommen werden, damit sie wenigstens „optisch“ einigermaßen dem Grand-Prix-Reglement entsprachen.

Nach dem Tod von Antonio Ascari beim vorangegangenen französischen Grand Prix trat Alfa Romeo zum Training mit der Fahrerbesetzung Giuseppe Campari, Gastone Brilli-Peri und dem Nachwuchsfahrer und späteren Superstar Tazio Nuvolari an, der jedoch nach einem Trainingsunfall mit Verletzungsfolgen durch den Führenden der US-amerikanischen Meisterschaft, Peter DePaolo, ersetzt wurde. Dieser wiederum war ursprünglich eigentlich als Fahrer eines dritten Duesenberg vorgesehen gewesen, so blieben dem amerikanischen Team zwei Startplätze für den zweimaligen Indianapolis-Sieger Tommy Milton und den relativ unbekannten Peter Kreis. Daneben traten in der Grand-Prix-Klasse noch erstmals die beiden neuen, von den Brüdern Maserati konstruierten Diatto-Grand-Prix-Wagen mit Emilio Materassi und Alfieri Maserati im Cockpit und der von seinem Erbauer Albert Guyot selbst gesteuerten Guyot Speciale – einem älteren Rolland-Pilain-Chassis mit aufgeladenem Sechszylinder-Schiebermotor nach den Patenten von Burt-McCollum an. Der Rest des insgesamt 16 Wagen starke Teilnehmerfelds bestand aus acht sogenannten Voiturettes – Rennwagen von nur 1,5 Litern Hubraum – im Wesentlichen das komplette Bugatti-Werksteam mit Bartolomeo Costantini, Jules Goux, Giulio Foresti, sowie Pierre und Ferdinand de Vizcaya auf ihren neuen Bugatti Type 39, bei denen es sich um verkleinerte Ausgaben des bewährten Type-35-Reihenachtzylinders handelte.

Nach dem Start, für den die Aufstellung wie üblich ausgelost worden war, übernahm Peter Kreis mit seinem überraschend starken Duesenberg zunächst die Führung, kam dann aber in der dritten Runde von der Strecke ab. Hierdurch kam das Alfa-Trio mit Campari, Brilli-Peri und dePaolo in Front vor dem viertplatzierten Milton auf dem zweiten Duesenberg, der in der zehnten Runde sogar an dem vor ihm liegenden Alfa Romeo vorbeiziehen konnte. Auf Rang 5 folgte mit Goux auf dem Achtzylinder-Bugatti dann der Bestplatzierte der Voiturette-Klasse. Im Anschluss blieb das Klassement bis zu etwa drei Vierteln der Renndistanz weitgehend unverändert, bis dann in den Runden 33 und 34 die beiden führenden Alfa Romeos zum Nachtanken an die Box kommen mussten. Hierdurch kam Milton vorübergehend nach vorn, während Camparis Wagen aufgrund von Zündungsproblemen lange an der Box stand und dann mit Ersatzfahrer Giovanni Minozzi am Steuer das Rennen erst mit deutlichem Rückstand erst wieder aufnehmen konnte. Mittlerweile hatte auch Milton tanken müssen, so dass die Reihenfolge nun Brilli-Peri vor DePaolo und Milton lautete. Im Folgenden entwickelte sich eine Art Ausscheidungsrennen, in dem nacheinander Milton, mit einem zwanzigminütigen Reparaturstopp wegen einer gebrochenen Ölleitung, und DePaolos Alfa Romeo mit gebrochenem Auspuff ihre Plätze verloren, so dass am Ende Minozzi wieder auf den zweiten Platz vorrückte. Nur Brilli-Peri konnte ohne Probleme durchfahren und siegte am Ende mit knapp 19 Minuten Abstand auf seinen Teamkollegen und sogar einer halben Stunde Vorsprung auf den Drittplatzierten – und gleichzeitigen Sieger der Voiturette-Wertung – Costantini auf Bugatti.

Mit diesem Sieg errang Alfa Romeo nach dem Erfolg in Belgien auch die erste Weltmeisterschaft (damals noch für Marken) in der Automobilgeschichte. Zur Erinnerung daran wurde das Firmenemblem bis in die 1980er Jahre von einem Lorbeerkranz umringt.

Ergebnisse Bearbeiten

Meldeliste Bearbeiten

TeamNr.KlasseaFahrerInfoChassisMotorReifen
Italien 1861  SA Autocostruzioni Diatto01GPItalien 1861  Emilio MaterassiDiatto GP 8CBugatti 2.0l I8 KompressorP
06GPItalien 1861  Alfieri MaseratiEXCb
GPItalien 1861  Giorgio RubbiettiRES
Vereinigte Staaten 48  Duesenberg Brothers02GPVereinigte Staaten 48  Peter DePaoloDNAcDuesenberg 122Duesenberg 2.0L I8 KompressorF
07GPVereinigte Staaten 48  Tommy Milton
11GPVereinigte Staaten 48  Peter Kreis
Dritte Französische Republik  Automobiles Delage03GPDritte Französische Republik  Albert DivoDNAdDelage 2 LCVDelage 2.0L V12 Kompressor
08GPDritte Französische Republik  Robert BenoistDNAd
12GPDritte Französische Republik  René ThomasDNAd
15GPDritte Französische Republik  Paul TorchyDNAd
Dritte Französische Republik  Établissements Albert Guyot et Cie04GPDritte Französische Republik  Albert GuyotRolland-Pilain Guyot Spéciale GS25Guyot/Burt-McCollum 2.0L I6M
09GPItalien 1861  Giulio ForestiDNAe
13GPkein Fahrer benanntDNA
Italien 1861  SA Ital. Ing. Nicola Romeo05GPItalien 1861  Giuseppe CamparifAlfa Romeo P2Alfa Romeo 2.0L I8 KompressorP
10GPItalien 1861  Tazio NuvolariDNSg
10GPVereinigte Staaten 48  Peter DePaoloh
14GPItalien 1861  Gastone Brilli-Peri
16GPItalien 1861  Giovanni MinozziDNAi
GPItalien 1861 Carlo SozziRES
GPItalien 1861 Angelo BrunoRES
GPItalien 1861  Attilio MarinoniRES
Italien 1861  Chiribiri & Co17VItalien 1861  Ettore SantoleriChiribiri 12/16 GP „Monza“Chiribiri 1.5L I4
20VItalien 1861  Luigi Platé
Vereinigtes Konigreich  Ernest Eldridge18VVereinigtes Konigreich  Ernest EldridgeEldridge SpecialAnzani 1.5L I4 Kompressor
Dritte Französische Republik  Usines Bugatti19VItalien 1861  Meo CostantiniBugatti T39Bugatti 1.5L I8M
22VDritte Französische Republik  Jules Goux
21VSpanien 1875  Pierre de Vizcaya
23VSpanien 1875  Ferdinand de Vizcaya
24VItalien 1861  Carlo MasettiDNSj
24VItalien 1861  Giulio Foresti
VItalien 1861  Aymo MaggiRES
VItalien 1861 Filippo TassaraRES
a 
GP – Grand-Prix-Klasse (Rennwagen nach der Formule Internationale bis 2 Liter Hubraum); V – Voiturette-Klasse (Rennwagen bis 1,5 Liter Hubraum)
b 
Fahrer von der CSI gesperrt.
c 
DePaolo trat stattdessen für Alfa Romeo an.
d 
Das Team bereitete sich stattdessen auf den Einsatz beim Gran Premio de San Sebastián vor.
e 
Kein einsatzfähiges Auto verfügbar.
f 
Während des Rennens von Minozzi und Sozzi vorübergehend am Steuer abgelöst.
g 
Nuvolari war als dritter Fahrer des Teams eingeladen worden, wurde nach einem Trainingsunfall dann aber durch DePaolo ersetzt.
h 
Während des Rennens von Marinoni vorübergehend am Steuer abgelöst.
i 
Minozzi wurde vom Team stattdessen als Reservefahrer eingesetzt.
j 
Masetti wurde wegen einer Beinverletzung durch Foresti ersetzt.

Startaufstellung Bearbeiten

Die Startpositionen wurden in der Reihenfolge der Startnummern vergeben.

Spanien 1875  P. de VizcayaDritte Französische Republik  GuyotItalien 1861  Campari
Vereinigte Staaten 48  MiltonVereinigte Staaten 48  DePaoloVereinigte Staaten 48  Kreis
Italien 1861  Brilli-PeriItalien 1861  SantoleriVereinigtes Konigreich  Eldridge
Italien 1861  CostantiniItalien 1861  PlatéSpanien 1875  P. de Vizcaya
Dritte Französische Republik  GouxSpanien 1875  F. de VizcayaItalien 1861  Foresti

Rennergebnis Bearbeiten

Pos.VaFahrerKonstrukteurRundenStoppsZeitStartSchnellste RundeAusfallgrund
01Italien 1861  Gastone Brilli-PeriItalien 1861  Alfa Romeo805:14:33,3 h7
02Italien 1861  Giuseppe Campari
Italien 1861  Giovanni Minozzi
Italien 1861  Alfa Romeo80+ 18:56,9 min3
030(1)Italien 1861  Meo CostantiniDritte Französische Republik  Bugatti80+ 30:07,3 min10
04Vereinigte Staaten 48  Tommy MiltonVereinigte Staaten 48  Duesenberg80+ 32:07,2 min4
05Vereinigte Staaten 48  Peter DePaoloVereinigte Staaten 48  Duesenberg80+ 33:37,0 min5
060(2)Spanien 1875  Ferdinand de VizcayaDritte Französische Republik  Bugatti80+ 36:16,1 min14
070(3)Italien 1861  Giulio ForestiDritte Französische Republik  Bugatti80+ 40:45,2 min15
080(4)Spanien 1875  Pierre de VizcayaDritte Französische Republik  Bugatti80+ 47:03,8 min12
Dritte Französische Republik  Jules GouxDritte Französische Republik  Bugatti64DNF13Leck im Kraftstofftank
Italien 1861  Ettore SantoleriItalien 1861  Chiribiri38DNF8Unfall
Italien 1861  Emilio MaterassiItalien 1861  Diatto19DNF1Mechanik
Italien 1861  Luigi PlatéItalien 1861  Chiribiri13DNF11Mechanik
Dritte Französische Republik  Albert GuyotDritte Französische Republik  Guyot8DNF2Mechanik
Vereinigte Staaten 48  Peter KreisVereinigte Staaten 48  Duesenberg3DNF63:36,7 minUnfall
Vereinigtes Konigreich  Ernest EldridgeVereinigtes Konigreich  Eldrige2DNF9Zündungsschaden
a 
Endklassement im Gran Premio delle Veturette.

Literatur Bearbeiten

  • Adriano Cimarosti: Autorennen – Die Grossen Preise der Welt – Wagen, Strecken und Piloten von 1894 bis heute, Hallwag Verlag, Bern, 1986, ISBN 3-444-10326-3
  • Paul Sheldon: A Record of Grand Prix and Voiturette Racing, Vol. 1 – 13, St. Leonards Press, Bradford, 1987–2002

Weblinks Bearbeiten

Commons: Großer Preis von Italien 1925 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • V Gran Premio d'Italia. www.teamdan.com, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Februar 2019; abgerufen am 1. Juli 2022 (englisch).
  • Leif Snellman, Hans Etzrodt: GRAN PREMIO D'ITALIA. www.goldenera.fi, 29. Juni 2021, abgerufen am 27. Dezember 2023 (englisch).