Großer Preis von Monaco 1948

Der X. Große Preis von Monaco (X Grand Prix de Monaco) fand am 16. Mai 1948 auf dem Circuit de Monaco in Monaco statt. Das Rennen zählte zur Kategorie der Grandes Épreuves und wurde nach den Bestimmungen der fortgeltenden Internationalen Grand-Prix-Formel bzw. neuerdings Formel 1 (Rennwagen mit Motoren bis 1,5 Liter Hubraum mit Kompressor bzw. bis 4,5 Liter Hubraum ohne Kompressor; Renndistanz mindestens 300 km bzw. mindestens drei Stunden Renndauer) über 100 Runden à 3,180 km ausgetragen, was einer Gesamtdistanz von 318,0 km entsprach.

Sieger wurde Giuseppe Farina auf einem Maserati 4CL, der damit den ersten Erfolg seiner Karriere in einem offiziellen Internationalen Grand Prix erringen konnte. Gleichzeitig war dies auch der erste Sieg für Maserati in einem Grande Épreuve seit dem Großen Preis von Belgien von 1933.

Das Rennen Bearbeiten

Zum ersten Mal seit Kriegsende und nach insgesamt elfjähriger Pause kehrte der klassische Stadtkurs von Monte Carlo 1948 in den internationalen Grand-Prix-Kalender zurück. Nachdem zuvor jedoch bereits die beiden Ausgaben von 1938 und 1939 aus finanziellen Gründen ausgefallen waren, hatte der monegassische Automobilclub ACM in den ersten Nachkriegsjahren jedoch offenbar noch Mühe, das Rennen wieder vollständig zu etablieren.

So blieb 1948 beispielsweise das bis dahin alles dominierende Team von Alfa Romeo der Veranstaltung noch fern, was trotz des Status als Grande Épreuve für das Rennen automatisch eine gewisse Abwertung bedeutete. Ansonsten hatte sich in Monaco jedoch erneut beinahe alles versammelt, was im Grand-Prix-Sport Rang und Namen hatte. Die mit insgesamt sechs Teilnehmern zahlenmäßig ebenso wie sportlich stärkste Abordnung stellten dabei wie üblich die Maserati-Fahrer, unter denen die für die Scuderia Ambrosiana als halboffizielles Werksteam fahrenden Luigi Villoresi und der noch am Anfang seiner Karriere stehende Alberto Ascari als klare Mitfavoriten galten. Ebenfalls mit Werksunterstützung trat auch Giuseppe Farina mit einem von ihm selbst gemeldeten und finanzierten Maserati an, der nach seinem Rauswurf bei Alfa Romeo zum Ende der Saison 1946 zunächst ein Jahr Pause eingelegt und nach seiner Rückkehr in den Grand-Prix-Sport zum Saisonbeginn 1948 in Genf bereits den Grand Prix des Nations gewonnen hatte. Bei seinem Rennwagen handelte es sich ebenso wie bei dem von Villoresi bereits um eine verbesserte Version des bewährten Maserati 4CL, die, bei ansonsten äußerlich praktisch unverändertem Erscheinungsbild, nun bereits mit einem Rohrrahmenchassis und einem Motor mit zweistufiger Kompressoraufladung versehen war. Ascari musste sich dagegen ebenso wie alle übrigen Maserati-Fahrer zunächst noch weiterhin mit dem älteren Vormodell begnügen.

Als stärkste Konkurrenten wurden die drei Lago-Talbots von Louis Chiron, Yves Giraud-Cabantous sowie Louis Rosier eingeschätzt, zumal Chiron bei seinem Heimrennen erneut mit seinem Siegerwagen des vorjährigen französischen Grand Prix, dem schon vor dem Krieg eingesetzten „Monoplace Centrale“ der Ecurie France mit 4,5 Liter Reihensechszylinder-Saugmotor antrat. Rosier verfügte dagegen bereits über das erste Exemplar des neuen Grand-Prix-Modells Talbot T26C mit dem daraus weiterentwickelten DOHC-Motor, dem es jedoch vorläufig noch an Standfestigkeit mangelte.

Auf dem engen Stadtkurs nicht zu unterschätzten waren außerdem die mit ihren 1,5-Liter-Vierzylindern ohne Kompressor zwar deutlich untermotorisierten, dafür aber aufgrund ihrer Abmessungen und ihres geringen Gewichts extrem wendigen und agilen Simca-Gordini T15, zumal mit dem eigentlich an Alfa Romeo gebundenen Jean-Pierre Wimille ein absoluter Top-Pilot für dieses Rennen zur Verfügung stand. Weitere Fahrer des Teams waren außerdem der erfahrene Raymond Sommer, der siamesische Prinz Bira sowie der talentierte französische Nachwuchsfahrer Maurice Trintignant.

Mit dem privat gemeldeten Ferrari 166SC „Tipo Inter“ des unter dem Pseudonym „Pr. Igor“ startenden Franzosen russischer Abstammung Igor Trubezkoi – zu diesem Zeitpunkt Ehemann der Millionenerbin Barbara Hutton – tauchte zum ersten Mal der Name Ferrari als Markenbezeichnung in der Startliste eines Grande Épreuve auf. Zwar hatte die Scuderia Ferrari bereits in den 1930er Jahren als offizielle Werksvertretung für Alfa Romeo erfolgreichen Grand-Prix-Sport betrieben, Enzo Ferrari hatte sich jedoch nach seiner Trennung von der Mailänder Firma unmittelbar vor dem Krieg in Maranello niedergelassen, um dort fortan unter eigenem Namen Renn- und Sportwagen zu produzieren. Bei Troubetzkoys Fahrzeug handelte es sich dabei im Prinzip um einen offenen, zweisitzigen Rennsportwagen mit 2-Liter-V12-Saugmotor, der dank seiner Auslegung mit freistehenden Rädern mit abgenommenen Kotflügeln und Scheinwerfern auch als Grand-Prix-Rennwagen eingesetzt werden konnte.

Schließlich trat – gesundheitlich bereits stark angeschlagen – mit Tazio Nuvolari auch der große Star der Vorkriegszeit zum letzten Mal am Start zu einem offiziellen Internationalen Grand Prix an[1]. Sein vom Werk eingesetzter Cisitalia D46/48 mit auf 1,3 Liter Hubraum aufgebohrtem Vierzylinder-Saugmotor war allerdings nahezu hoffnungslos untermotorisiert.

Wimille auf dem kleinen Simca-Gordini hatte im Rennen zwar den besten Start, doch noch vor Ablauf der ersten Runde lag bereits Maseratis Top-Pilot Villoresi in Führung und baute seinen Vorsprung auf seinen nun zweitplatzierten Markengefährten Farina die nächsten drei Runden hindurch kontinuierlich aus. Ab Runde vier wurde der Maserati des Führenden jedoch von Getriebeproblemen gebremst, so dass Farina nun auf die erste Position vorrücken konnte, die er bis zum Ende des Rennens nicht mehr abgab. Daran änderte auch der Umstand nichts, dass er wegen des hohen Verbrauchs des Kompressor-Maseratis sogar zwei Tankstopps einlegen musste, während zum Beispiel Chiron mit dem genügsamen Lago-Talbot das Rennen non-stop durchstehen konnte. Immerhin konnte sich der Monegasse auf diese Weise Position um Position durchs Feld nach vorne arbeiten und zur Rennmitte Wimille vom zweiten Platz verdrängen, der selbst mit dem vergleichsweise schwach motorisierten Simca-Gordini bis zu seinem Ausfall in der 61. Runde ein ganz hervorragendes Rennen gezeigt hatte. Kurz vor Schluss konnte schließlich im einzigen noch verbliebenen engen Zweikampf im Rennen der Schweizer Maserati-Fahrer Emmanuel de Graffenried Wimilles Markenkollegen Trintignant noch von der dritten Position verdrängen.

Meldeliste Bearbeiten

TeamNr.FahrerInfoChassisMotorReifen
Italien  Scuderia Milan02Argentinien  Clemar BucciMaserati 4CLMaserati 4CL 1.5L I4 Kompressor
Frankreich  Écurie France04Frankreich  Yves Giraud-CabantousTalbot-Lago T26 „Monoplace Décalée“Talbot-Lago T26 4.5L I6
38Monaco  Louis ChironTalbot-Lago T26 „Monoplace Centrale“
Italien  G. Comotti06Italien  Gianfranco ComottiDNAaTalbot-Lago T26CTalbot-Lago T26 4.5L I6
Frankreich  Écurie Rosier08Frankreich  Louis RosierTalbot-Lago T26CTalbot-Lago T26 4.5L I6
Frankreich  Écurie Lutetia10Frankreich  Eugène ChaboudDelahaye 135S „Spéciale“Delahaye 3.6L I6
Frankreich  Équipe Simca-Gordini12Frankreich  Jean-Pierre WimilleSimca-Gordini T11bSimca-Gordini 1.4L I4
14Frankreich  Raymond SommerSimca-Gordini T15
16Frankreich  Maurice Trintignant
40Thailand  „B. Bira“
Vereinigtes Konigreich  ERA Ltd.18Vereinigtes Konigreich  Leslie BrookeDNAcERA E-TypeERA 1.5L I6 Kompressor
Vereinigtes Konigreich  R. Parnell20Vereinigtes Konigreich  Reg ParnellERA E-TypeERA 1.5L I6 Kompressor
Vereinigtes Konigreich  C. Harrison22Vereinigtes Konigreich  Cuth HarrisonERA C-TypeERA 1.5L I6 Kompressor
Italien  Scuderia Ambrosiana24Italien  Luigi VilloresidMaserati 4CL(T)eMaserati 4CL 1.5L I4 Kompressor
26Italien  Alberto Ascari
Italien  Scuderia E. Platé28Italien  Nello PaganiMaserati 4CL(T)Maserati 4CL 1.5L I4 Kompressor
42Schweiz  Emmanuel de Graffenried
Italien  G. Farina30Italien  Giuseppe FarinaMaserati 4CL(T)Maserati 4CL 1.5L I4 Kompressor
Italien  Squadra Piero Dusiof32Italien  Piero TaruffiCisitalia D46Fiat 1.3L I4
34Italien  Tazio NuvolariCisitalia D46/48
Italien  Scuderia Inter36Frankreich  „Pr. Igor“Ferrari 166 Spyder Corsa/„Inter“Ferrari 166 2.0L V12
a 
Auto noch nicht geliefert.
b 
Wimille fuhr im Training auch einen Type 15, bestritt das Rennen aber mit dem Type 11.
c 
Auto nicht rennbereit.
d 
Auto während des Rennens an Ascari übergeben.
e 
Bei Maseratis 1947er Baureihe waren die bisherigen Profilträger im Chassis nun durch einen Rohrrahmen (Italienisch: „tubolare“) ersetzt worden, bei einigen Fahrzeuge kamen außerdem bereits Motoren mit zweistufiger Kompressoraufladung zum Einsatz. Generell entsprachen Konstruktion und Formgestaltung jedoch weitgehend dem Ursprungsmodell, wie auch die Typbezeichnung 4CL weiterhin beibehalten wurde.
f 
Dusio war Gründer und Firmeninhaber von Cisitalia

Berichten zufolge soll der Schweizer Rennfahrer Christian Kautz gemeinsam mit dem in der Schweiz lebenden dreimaligen Grand-Prix-Europameister Rudolf Caracciola versucht haben, mit zwei Mercedes-Benz W 165 an den Start zu gehen, die infolge des Kriegs in die Schweiz verbracht worden waren. Das Unterfangen scheiterte jedoch, weil die Rennwagen von den Behörden nicht freigegeben wurden.

Klassifikation Bearbeiten

Startaufstellung Bearbeiten

321
Italien  Villoresi
1:54,3 min
Frankreich  Wimille
1:54,2 min
Italien  Farina
1:53,8 min
54
Frankreich  Sommer
1:55,8 min
Italien  Taruffi
1:55,7 min
876
Argentinien  Bucci
1:59,7 min
Schweiz  de Graffenried
1:58,1 min
Italien  Ascari
1:55,9 min
109
Thailand  „B. Bira“
2:00,4 min
Italien  Pagani
1:59,8 min
131211
Frankreich  Trintignant
2:00,8 min
Frankreich  Giraud-Cabantous
2:00,6 min
Monaco  Chiron
2:00,4 min
1514
Italien  Nuvolari
2:01,8 min
Frankreich  Rosier
2:01,0 min
181716
Vereinigtes Konigreich  Parnell
2:08,0 min
Vereinigtes Konigreich  Harrison
2:06,0 min
Frankreich  „Pr. Igor“
2:05,0

Rennergebnis Bearbeiten

Pos.Nr.FahrerKonstrukteurRundenZeitAusfallgrund
130Italien  Giuseppe FarinaItalien  Maserati1003:18:26,9 h
238Monaco  Louis ChironFrankreich  Talbot1003:19:02,1 h
342Schweiz  Emmanuel de GraffenriedItalien  Maserati98+ 2 Runden
416Frankreich  Maurice TrintignantFrankreich  Simca-Gordini98+ 2 Runden
524Italien  Luigi Villoresi/
Italien  Alberto Ascari
Italien  Maserati97+ 3 Runden
64Frankreich  Yves Giraud-CabantousFrankreich  Talbot95+ 5 Runden
710Frankreich  Eugène ChaboudFrankreich  Delahaye88+ 12 Runden
82Argentinien  Clemar BucciItalien  Maserati85+ 15 Runden
DNF28Italien  Nello PaganiItalien  Maserati64Getriebe
DNF32Italien  Piero TaruffiItalien  Cisitalia64Riss im Benzintank
DNF26Italien  Alberto AscariItalien  Maserati61Ölpumpe
DNF12Frankreich  Jean-Pierre WimilleFrankreich  Simca-Gordini61Motor
DNF36Frankreich  „Pr. Igor“Italien  Ferrari58Unfall
DNF22Vereinigtes Konigreich  Cuth HarrisonVereinigtes Konigreich  ERA47Motor
DNF20Vereinigtes Konigreich  Reg ParnellVereinigtes Konigreich  ERA22Kolben
DNF34Italien  Tazio NuvolariItalien  Cisitalia16Motor
DNF8Frankreich  Louis RosierFrankreich  Talbot16Kopfdichtung
DNF14Frankreich  Raymond SommerFrankreich  Simca-Gordini11Ventile
DNF14Thailand  „B. Bira“Frankreich  Simca-Gordini5Ölpumpe

Schnellste Rennrunde: Italien  Giuseppe Farina (Maserati), 1:53,9 min = 100,5 km/h

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Seinen allerletzten Einsatz hatte er später im Jahr beim Großen Preis von Frankreich, wo er jedoch während des Rennens nur für einige Runden als Ersatzfahrer den Maserati von Villoresi übernahm