Liste der Stenografie-Systeme und ihrer Erfinder

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Die Liste der Stenografie-Systeme und ihrer Erfinder führt in Auswahl Stenografie-Systeme (Synoynymbezeichnung Kurzschrift-Systeme) und deren Erfinder auf. Zusätzlich wird das Jahr der erstmaligen Veröffentlichung angegeben. Bei den Predigtmitschreibern des 16. Jahrhunderts gibt die Jahreszahl die erstmalige Anwendung des entsprechenden Systems an. Die Anordnung erfolgt nach den Jahren der Veröffentlichungen in chronologischer Reihenfolge. Bei der Auswahl liegt der eindeutige Schwerpunkt auf den Systemen in deutscher Sprache.

Eines der ersten deutschen Stenografie-Systeme (nach Ramsay und Mosengeil): Erleichterte Deutsche Stenografie von Karl Gottlieb Horstig von 1797 – Zeichenübersicht und Wortbeispiele
Karl Gottlieb Horstig (1763–1835)
Buchstabenverbindungen beim System von Émile Duployé (seit 1867)
++=
p+a+t
+++=
j+a+i+n

In dieser Liste sind auch Abbreviaturschriften (Abkürzungsschriften) aufgeführt.[1] Bei diesen werden die Buchstaben ganz oder in Teilzügen der gewöhnlichen Langschrift entnommen und, je nach System, teilweise zusätzlich auch Sonderzeichen und/oder eigene stenografische Zeichen zum Kürzen verwendet; nach festgelegten Kürzungsregeln entfallen bestimmte Laute, Silben und Wörter. Somit handelt es sich bei den Abbreviaturschriften im wahrsten Sinne des Wortes um Kurzschriften.

Bis 1500 Bearbeiten

JahrSystemerfinderBezeichnung des Systems oder LehrwerksSpracheAnmerkungen/Besonderheiten
63 v. Chr.Marcus Tullius TiroTironische NotenLateinischVerwendung bis 1067 nachweisbar; bis zu 12000 Wortkürzel
1174John of TilburyNova ars notariaLateinischBuchstabendarstellung durch Querstriche am Grundzeichen des senkrechten Strichs; Tempora-Bezeichnung durch Punkte

Schriftbeispiele bis 1500

1501–1600 Bearbeiten

JahrSystemerfinderBildBezeichnung des Systems oder LehrwerksSpracheAnmerkungen/Besonderheiten
1520er JahreCaspar Cruciger
Deutsch/Lateinisch[2]Abbreviaturschrift; Zeichen der Schreibschrift sowie Sonderzeichen; etwa 800 Abkürzungen für Silben und Wörter; Mitschriften von Martin Luthers Predigten
1520er JahreGeorg RörerDeutsch/LateinischWeiterentwicklung von Crucigers Abbreviaturschrift durch Auslassen ganzer Wörter und Satzteile; Mitschriften der Predigten Luthers und Bugenhagens
1520er JahreStephan Roth
Deutsch/LateinischAbbreviaturschrift; Bearbeitung der Kürzungssysteme von Cruciger und Rörer; Mitschriften der Predigten Luthers und Bugenhagens
1588Timothy BrightCharacterieEnglischErstes Stenografie-System der Neuzeit mit eigenen kurzen stenografischen Zeichen für ganze Wörter (Wortschrift)
1590Peter BalesThe Arte of BrachygraphieEnglischWortschrift; Veränderung der Bedeutung der einzelnen Wortzeichen durch Beifügung von Punkten

Schriftbeispiele von 1501–1600

1601–1700 Bearbeiten

JahrSystemerfinderBildBezeichnung des Systems oder LehrwerksSpracheAnmerkungen/Besonderheiten
1602John WillisThe Art of StenographieEnglischWillis Erfinder des Wortes Stenografie; erste Buchstabenkurzschrift
1626Thomas Shelton
TachygraphyEnglischSystem ähnelt dem von Willis; sehr verbreitet; Übertragungen auf mehrere Fremdsprachen, auf Deutsch durch Ramsay
1635Theophilus Metcalfe
Radio-StenographyEnglischSystem ähnelt denen von Willis und Shelton; 55 Auflagen bis 1721
1642Jeremiah Rich
SemographyEnglischSystem ähnelt dem von John Willis; Wortbedeutung für jeden Buchstaben und die Konsonantenverbindungen; Verbreitung bis ins 19. Jahrhundert; bekanntester Anwender und Werber für das System John Locke[3]
1678Carl Aloys RamsayTacheographia Oder Geschwinde Schreib-KunstDeutschVeröffentlichung des ersten deutsches Stenografielehrbuchs; Übertragung des Systems von Thomas Shelton

Schriftbeispiele von 1601–1700

1701–1750 Bearbeiten

JahrSystemerfinderBildBezeichnung des Systems oder LehrwerksSpracheAnmerkungen/Besonderheiten
1727James Weston
Stenography CompleatedEnglischBuchstabenschrift, jedoch Wortkürzungen auch für seltene Wörter; Metcalfes Alphabet als Grundlage, jedoch sehr viele Wortzusammenschreibungen
1747Aulay MacaulayPolygraphyEnglischMacaulay Begründer der vokalschreibenden Richtung in England, also keine Vokalbezeichnung durch Zusatzzeichen oder Punkte mehr; bekanntester Anwender im deutschsprachigen Raum Franz Freiherr von Fürstenberg
1750Thomas Gurney
BrachygraphyEnglischVerwendung von 1789 bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts auch in den USA; prominentester Anwender Charles Dickens

Schriftbeispiele von 1701–1750

1751–1800 Bearbeiten

JahrSystemerfinderBildBezeichnung des Systems oder LehrwerksSpracheAnmerkungen/Besonderheiten
1751William TiffinA new help of improvementEnglischErstes englisches phonetisches System; Unterscheidung harter und weicher Konsonanten durch Stellung; Vokalschreibung über Konsonanten
1766William Holdsworth / William AldridgeNatural Short-handEnglischGeometrisches System; Zeichen ähneln den anderen Systemen der damaligen Zeit
1767[4]John Byrom
The Universal English ShorthandEnglischAuswahl der Zeichen und Zeichenverbindungen nach Lauthäufigkeit; bekannteste Anwender John Wesley und Charles Wesley
1786Samuel TaylorUniversal System of StenographyEnglischÜbertragung auf mehrere Fremdsprachen; weite Verbreitung in England und Nordamerika
1791Thomas Molineux
The Elements of Short-handEnglischVereinfachung von John Byroms System ohne Veränderung seines Alphabets
1796Friedrich Mosengeil
System einer deutschen StenographieDeutschÜbertragung der französischen Anpassung (durch Bertin) von Taylors System
1797Karl Gottlieb Horstig
Erleichterte deutsche StenographieDeutschKreis wird erstmals zum selbstständigen Zeichen (nicht mehr nur Verbindungselement); Verwendung von Horstigs Schrift bis Ende des 19. Jahrhunderts in süddeutschen Parlamenten (Bearbeitung durch August Winter)[5]
1797Friedrich August LeoNeue deutsche Buchstaben, welche fünfmal kürzer sind, als die bekanntenDeutschEntlehnung der Zeichen aus vorigen englischen Systemen; Markierung der Großschreibung durch übergesetzten Punkt
1797Pietro MolinaScrittura elementare ossia arte di scrivereItalienischUnterscheidung harter und weicher Konsonanten durch Stellung; Vokalbezeichnung durch Punkt in fünf Stellungen
1798Philipp Jakob Bieling[6]Kurze Anleitung zur deutschen Stenographie oder KurzschreibekunstDeutschNachbildung von Horstigs System
1800[7]Johann Kaspar DanzerDas allgemeine System der Stenografie des Herrn Samuel TaylorDeutschÜbertragung des Systems Taylor-Bertin; erster öffentlicher Unterricht eines Stenografie-Systems im deutschsprachigen Raum überhaupt, Unterricht an der Militärakademie Wiener Neustadt

Schriftbeispiele von 1751–1800

1801–1851 Bearbeiten

JahrSystemerfinderBildBezeichnung des Systems oder LehrwerksSpracheAnmerkungen/Besonderheiten
1808Johann Michael Riehr (R****)[8]Anleitung zur deutschen StenographieDeutschBearbeitung des Systems von Mösengeil, das Riehr vorher am Erzbischöflichen Seminar Salzburg unterrichtete; bekanntester Systemverwender Martin von Deutinger
1809Emilio AmantiSistema universale e completo di stenografiaItalienischÜbertragung des Systems Taylor-Bertin
1813Louis Félix Conen de PrépéanSténographie Exacte ou l'Art d'écrire aussi vite qu'on parleFranzösischVokale Kreise und Halbkreise, geometrisches System; Unterscheidung ähnlicher Laute mittels Durchkreuzungsstrich, später mittels Größe
1819Filippo DelpinoSistema di stenografia italianaItalienischBearbeitung von Amantis Übertragung des Systems Taylor-Bertin; ehemalige Verwendung im Parlament
1819J. G. BertholdAllgemeines System der Stenografie oder abgekürzte Geschwind SchreibekunstDeutschBearbeitung des Systems von Mosengeil; ebenso Verwendung der Bearbeitung von Riehr
1819Ernst Julius LeichtlenVollständige Anleitung zur GeschwindschreibkunstDeutschKeine Überarbeitung früherer Systeme, sondern eigenständige Entwicklung; erste deutsche Veröffentlichung einer Stenografie-Geschichte[9]
1820Friedrich Jakob Philipp Heim
Deutsche TachygraphieDeutschBearbeitung des Systems von Horstig; Verringerung der Kürzel
1822J. F. StärkDeutsche Stenographie oder SchnellschreibkunstDeutschLeichte Bearbeitung von Mösengeils System sowie des Systems von J. G. Berthold
1822Aimé Paris
Sténographie populariséeFranzösischStarke Vereinfachung des vokalschreibenden Systems von Conen de Prépéan; Unterstufe ohne Kürzel; Verwendung bis heute vor allem in der französischen Schweiz (neben Duployé)
1825Theodor Thon
Die Lebens-, Meß- und Rechnungskunst (Biometrie)[10]DeutschBearbeitung von Horstigs System unter Verwendung von Mosengeils Änderungen in dessen 1819er System; erstes an einer deutschen Universität unterrichtetes System
1827Ferdinand Julius BredeDeutsche Kurz- oder LinienschriftDeutschPositions- bzw. Stellungsschrift (wie z. B. auch bei Catherine Nobbe), d. h., Vokale werden durch Stellung der Konsonanten angedeutet
1827Hippolyte Prévost
Nouveaux système de sténographieFranzösischÜberarbeitung des Systems Taylor-Bertin; Selbstlautverdeutlichung im Wortinnern, Einführung von Silbenzeichen; mit Sprach- und Schriftregeln absichtlich unvereinbare Schriftbilder („incompatibilités“)
1830J. NowakAusführliche Anleitung zur deutschen TachygraphieDeutschBearbeitung von Horstigs System, jedoch starke Erweiterung der Kürzel; praktische Verwendung (Version von 1834) auf Landtagen in Ungarn und Gesellschaften in Wien
1830Anonymus[11]TachygraphieDeutschVerwendung von Kürzungsgedanken der Systeme Horstig, Heim und Leichtlen
1831Josef Ineichen
Anleitung zur Stenographie oder SchnellschreibekunstDeutschBearbeitung des Systems von Horstig; Verwendung jeweils im Großen Rat von Luzern (durch Ineichen) und Zürich
1831Anonymus[12]Systematische Anleitung zur Erlernung der StenographieDeutschBearbeitung des Systems Horstig, jedoch Schriftlage seit Gabelsberger erstmals kursiv
1831Sophie ScottHomographieDeutschSophie Scott neben Catherine Nobbe einzige bekannte Erfinderin eines deutschsprachigen Kurzschriftsystems
1834Franz Xaver Gabelsberger
Anleitung zur deutschen RedezeichenkunstDeutschGabelsberger bahnbrechend für kursive Kurzschriftsysteme (Auf- und Abstriche verlaufen fast durchweg in gleicher Richtung); zahlreiche Übertragungen auf Fremdsprachen
1837Isaac Pitman
Stenographic Sound Hand; seit 1840 PhonographyEnglischRegelwerk sehr kompliziert, jedoch auch für Dritte leicht lesbar; sehr große Verbreitung in der englischsprachigen Welt;[13] vereinfachte Nachfolgesysteme: Pitman New Era (1922), Pitman 2000 (1975)
1838Xaver BillharzAnleitung ... oder die zweckmäßigste Stenografie der deutschen SpracheDeutschEigenständiges System; Stellungs- bzw. Positionsschrift (wie z. B. auch Catherine Nobbe und Julius Brede; Anregung für Stolzes Selbstlautbezeichnung
1841Wilhelm Stolze
Theoretisch-practisches Lehrbuch der deutschen StenographieDeutschRegelmäßigkeit und Genauigkeit der Schreibweisen sehr ausgeprägt; bis zur Auflage von 1852 für Wörter 1140 Kürzel; Verbreitung vor allem in Norddeutschland und der Schweiz
1847William Selwyn (Pseudonym) von Robert Wailes)Phonography, a new system of shorthandEnglischVokalbezeichnung teilweise durch Stellung, teilweise buchstäblich
1848G. CämmererNeue Lautschrift. Nach dem EnglischenDeutschÜbertragung des Systems von Selwyn; bei Substantiven, Adjektiven und Verben Andeutung der Abwandlungen durch vorangehendes Pronomen oder Artikel
1848W. J. Ellison v. NidlefKürzeste Anleitung zur deutschen Stenografie nach dem Taylor-Danzerschen SystemeDeutschÜbernahme von Danzers System; Verfasser empfiehlt System für auszugsweise Mitschriften, für vollständige jedoch Gabelsberger
1849[14]Meinrad Rahm
Anleitung zur Rahmschen Stenografie oder deutschen RedezeichenkunstDeutschMitlautzeichen alle gerade auslaufend (Stabprinzip);
1850[15]Leopold Arends
Die Stenographie in sechs Lektionen zu erlernenDeutschSystem ist erstes deutsches System mit durchgehender Vokalschreibung; Konsonantenzeichen gerade auslaufend (Stabprinzip)

Schriftbeispiele von 1801–1850

1851–1900 Bearbeiten

JahrSystemerfinderBildBezeichnung des Systems oder LehrwerksSpracheAnmerkungen/Besonderheiten
1851Karl Emanuel RogolLehrbuch der StenographieDeutschKürzungen können beim Nachschreiben eigenständig ohne feste Regeln gebildet werden.[16]
1852Christian SchmittLeichtfassliche Anleitung zur schnellen Erlernung einer ganz populären und zeitgemässen stenographischen CurrentschriftDeutschBearbeitung der Systeme Horstig und Heim; ganze oder teilweise Zeichenverstärkung zur Bezeichnung von weichen und harten Konsonanten sowie Doppelkonsonanten
1854Andrew J. Graham
American PhonographyEnglischAbänderung von Pitmans System und Aufgriff von inzwischen von Pitman verworfenen Sichtweisen (z.  B. Übernahme von Pitmans früherer Vokalreihe)
1862[17]Enrico Carlo Noë
Stenografia italiana secondo il sistema GabelsbergerItalienischÜbertragung der Gabelsberger-Kurzschrift; Verdrängung der geometrischen Systeme wie z. B. Amanti und Delpino; zeitweise beliebtestes System in Italien
1867Cornelius Anthonius Steger
Handleiding tot de kennis der Nederlandse stenographieNiederländischBearbeitung des geometrischen Systems Prépéan; Vokale Kreise und Halbkreise; Zulassung im niederländischen Parlament bis 1907 nur System Steger, dortige Verwendung jedoch bis 1966
1867[18]Émile Duployé
Sténographie ou l'art de suivre avec l'ecriture la parole la plus rapideFranzösischGeometrisches System; Vokale Kreise und Kreisteile; ohne Kürzel; Redeschrift Métagraphie durch spätere Entwickler; Übertragung auf viele Sprachen
1871Louis Prosper Guénin
Cours de sténographie / Méthode Paris-GuéninFranzösischAusbau des Systems von Aimé Paris zur Redeschrift
1875Karl Friedrich August Lehmann
StenotachygraphieDeutschKonsonantenzeichen alle gleich groß (1 Stufe), Vokalandeutung u. a. durch Vergrößerung und Druckverstärkung der Mitlautzeichen
1875Heinrich Roller
Vollständiger LeitfadenDeutschVokalschreibung buchstäblich, Konsonant vorwiegend gerade auslaufend
1875Karl Faulmann
FonografieDeutschAndeutung des Vokals im Auslaut erstmals einheitlich; Dreiteilung des Systems, dabei die erste Systemstufe ohne Kürzel
1876Marco VegezziStenografia italiana con lezioni di semigrafiaItalienischVereinfachung von Gabelsberger-Noë; erstes gemischt geometrisch-kursives System Italiens, eines der ersten weltweit; starke Verbreitung um Bergamo bis etwa 1920
1878Albert Delaunay
Cours de sténographie / Méthode Prévost-DelaunayFranzösischÜberarbeitung von Prévosts System; Verwendung in Frankreich und Belgien bis in die Gegenwart
1886Catherine NobbeNeue SchnellschriftDeutschCatherine Nobbe neben Sophie Scott einzige bekannte Erfinderin eines deutschsprachigen Kurzschriftsystems
1883Giuseppe FranciniManuale di stenografia fonetica (Fonografia). Stenografia Pitman-FranciniItalienischÜbertragung des Systems Pitman; von 1910 bis 1928 auch für den Schulunterricht zugelassen; bis 1955 veröffentlicht
1887Ferdinand Schrey
Vereinfachte deutsche StenographieDeutschVerwendung von Oberlängen und Unterlängen sehr ausgeprägt; verschiedene Entlehnungen von Gabelsberger-Kurzschrift, Stolze und Faulmann; Bezeichnung anfänglich auch System Schrey-Johnen-Socin
1888Julius Brauns Entwurf und Begründung eines neuen SchulkurzschriftsystemsDeutschSystemgliederung in die Stufen Schul-, Verkehrs- und Schnellschrift, dabei in der Schulschrift Rechtschreibregeln (z. B. Dehnungs-h) wie in der Langschrift; Übertragung auf einige Fremdsprachen
1889Heinrich Leopold Johann Wery
De stenographie en het Stolze'sche systeemNiederländischÜbertragung der 1888er Fassung des Systems Stolze; Verwendung bis 1956 im niederländischen Parlament
1889Hugh Longbourne Callendar
Cursive Shorthand (Cambridge System)EnglischKeine Vokalbezeichnung durch Verstärkung oder Punkte, sondern verbundene Vokale; 1891 Veröffentlichung von Orthographic Cursive Shorthand
1890Jean-Marie-Raphaël Le Jeune
Wawa ShorthandChinook WawaAnpassung des Systems Duployé an Sprache der Chinook-Indianer, 1891–1903 Zeitung „Kamloops Wawa“ fast völlig in Wawa Shorthand
1892Olof Werling Melin
Förenklad snabbskriftSchwedischVokalschreibung buchstäblich, sehr viele Mitlautfolgezeichen, etwa 100 Kürzel; seit 1940er Jahren alleinige Zulassung an Schulen; inzwischen so gut wie das einzige verwendete System in Schweden
1893[19]John Robert Gregg
Light-Line PhonographyEnglischVokalschreibung buchstäblich; mehrere Systemversionen bis 1988; bis heute meist verwendetes System in den USA
1893Felix und Albrecht von Kunowski
Deutsche KurzschriftDeutschKonsonanten sind Aufstriche, Vokale sind Abstriche (jeweils umgekehrt zu anderen vokalschreibenden Systemen); keine Wortgliederung
1896Karl Friedrich Scheithauer
System der StenographieDeutschRegelwerk sehr einfach; keine sprachliche Gliederung; in der Unterstufe ohne Kürzel
1897Ferdinand Schrey / Wilhelm Stolze
Einigungssystem Stolze-SchreyDeutschÄhnlichkeit vorwiegend mit Schreys System von 1887; Jahrzehnte später noch Erweiterung um Oberstufe und mittlerer Stufe; in der Schweiz bis heute hauptsächlich verwendetes System
1897Riënts BaltLeerboek der stenografie naar het systeem van Karl Scheithauer voor het Nederlandsch bewerktNiederländischAnpassung des Systems Scheithauer
1898Felix und Albrecht von Kunowski
NationalstenografieDeutschEinigungssystem der vokalschreibenden Systeme von Kunowski, Arends und Roller (Anhänger von Arends und Roller nur teilweiser Anschluss)[20]; vor 1914 drittgrößte Anhängerschaft (nach Gabelsberger und Stolze-Schrey)[21]
1899Arnold Willem Groote
Stenografie voor iedereen. Een alfabetisch kortschriftNiederländischVokalschreibung buchstäblich; Kürzel und Kürzungsregeln erst in der Oberstufe („Reporterschrift“); hauptsächlich verwendetes System in den Niederlanden

Schriftbeispiele von 1851–1900

1901–1950 Bearbeiten

JahrSystemerfinderBildBezeichnung des Systems oder LehrwerksSpracheAnmerkungen/Besonderheiten
1902Daniele Marignoni
Pro Vegezzi e la sua stenografiaItalienischWeiterentwicklung von Vegezzis System von 1876; starke Verbreitung um Bergamo bis etwa 1920
1904M. A. PontStenografie-PontNiederländischAnpassung des Systems Scheithauer; seit 1921 Verwendung neben anderen Systemen auch im niederländischen Parlament
1907Christian PalmDeutsche KurzschriftDeutschZeichenbestand vorwiegend Stolze-Schrey entnommen
1911Giovanni Vincenzo Cima
Stenografia corsiva italianaItalienischSelbstlautschreibung buchstäblich; von Anfang bis heute nahezu unverändert; seit 1937 für den Schulunterricht zugelassen und bis heute eines der führenden Systeme Italiens
1924Staatlicher FachausschussDeutsche Einheitskurzschrift (DEK)DeutschMischsystem und Kompromiss-System aus Gabelsberger, Stolze-Schrey und Faulmann; Reformen 1924 und 1968; seit Anbeginn in Deutschland und Österreich Schulunterricht ausschließlich nur in DEK erlaubt
1924Emma DearbornSpeedwritingEnglischAbbreviaturschrift aus verkürzten Zeichen der Schreibschrift; Revisionen bis 1949 von Alexander L. Sheff
1928Ferdinand Schrey
VolksverkehrskurzschriftDeutschBearbeitung von Scheithauers 1913er System; zusätzlich etliche weitere Zeichen und etwa 30 Kürzel
1935Reginald John Garfield DuttonInternational Symbolic Script; Speedwords (Bezeichnung seit 1940)EnglischAbbreviaturschrift; Verwendung der Buchstaben des Alphabets, häufigste Wörter bestehen aus einem Buchstaben; Veröffentlichungen bis 1973
1941Abramo MòsciaroStènital[22]ItalienischVokalschreibendes System; Aneinanderreihung der Konsonantenabstriche und Vokalaufstriche; seit 1955 in Italien auch für den Schulunterricht zugelassen[23]
1946John Comstock EvansEvans Speed ShorthandEnglischEigene Zeichen auch z. B. für c, q, y; Großteil aller Zeichen aus Kreisen, Kreisteilen und Schleifen bestehend; von Barnes & Noble bis 1992 neu aufgelegt

Schriftbeispiele von 1901–1950

1951–2000 Bearbeiten

JahrSystemerfinderBezeichnung des Systems oder LehrwerksSpracheAnmerkungen/Besonderheiten
1951Roy Burls TaborTroab ShorthandEnglischNeuveröffentlichungen des Systems ab 2004 (überarbeitet) als Contemporary Shorthand und T-Script
1951Alexander L. SheffSpeedwriting Shorthand, Century EditionEnglischNeubearbeitung der Abbreviaturschrift Speedwriting nach Dearborn (1924); starker Unterschied zu Dearborns Schrift
1959Karl OttoEinfache StenografieDeutschSystem vokalschreibend, bis 1980 Systemversionen verschiedener Verfasser
1959Oskar SchultzVereinfachte Kurzschrift SchultzDeutschSelbstlautzeichen und Selbstlautsinnbilder Stolze-Schrey entnommen; Einteilung in drei Stufen
1964Laurence Faulkner HawkinsNotescriptEnglischAbbreviaturschrift, kein phonetisches System (wie auch Teeline); Ausstoßung von Buchstaben, spezielle Kurzformen für häufigste Wörter
1966Georg PauckerDeutsche NotizschriftDeutschSystem ist Mischung aus Zeichen der Schreibschrift und stenografischen Zeichen; andeutende Selbstlautdarstellung
1966Peter SpiegelUniversalkurzschriftDeutschScheithauers System bildet Grundlage; Einflüsse von Stolze-Schrey und der Einfachen Stenografie
1966Helmut StiefStiefografieDeutschSystemeinteilung in drei Stufen, Grundstufe kürzellos; keine Verwendung der Verstärkung durch Druck; Systembeurteilung und Vergleich mit der Deutschen Einheitskurzschrift durch die Volkshochschule[24]
1968James HillTeeline: A Method of Fast WritingEnglischSchreibweisen gemäß Rechtschreibung mit Lautweglassungen; Zeichen Teilzüge der entsprechenden langschriftlichen Buchstaben; starke Verwendung in Journalistenausbildung; heute beliebtestes System im UK; bekannter Anwender Alastair Campbell
1969Samuel NoorySimplex ShorthandEnglischNeueres geometrisches phonetisches System; Übungstexte mit Übertragungen; mehr als die Hälfte des Buches „Shorthand in One Day“ ist Wörterverzeichnis
1978Jürgen DobermannEuropa-KurzschriftDeutschScheithauers System bildet Grundlage, nur wenige Abänderungen, sechs Kürzel für die drei Artikel (Wortart) und deren Kasusangleichung
1978Nicolas RichterDeutsche Euro-StenoDeutschSystem ist vokalschreibend; zahlreiche Sonderregeln; Einteilung in drei Stufen
1984Joe M. PullisPrinciples of Speedwriting ShorthandEnglischWeitere Bearbeitung der Abbreviaturschrift Speedwriting nach Dearborn (1924) und Sheff (1951); teilweise Abänderung von Zeichen, Kürzeln und Regeln
1986Hans-Jürgen Bäse / Hans Lambrich / Margit LambrichNotizschrift (DEK)DeutschVereinfachung der Unterstufe der Deutschen Einheitskurzschrift (z. B. weniger Kürzel), Zeichen und Selbstlautsinnbilder mit der Einheitskurzschrift identisch
1990Leonard D. LevinEasyScriptEnglischAbbreviaturschrift; starke Reduzierung der Buchstaben häufiger Wörter; Verkürzung der Präfixe und Suffixe; Verwendung von Sonderzeichen
1992Werner FrangenModerne NotizschriftDeutschSelbstlautdarstellung sinnbildlich, jedoch ohne Druckverstärkung; viele Mitlautfolgezeichen; mehrere Auflagen bis 2007

Schriftbeispiele aus dem Zeitraum von 1951–2000

Ab 2001 Bearbeiten

JahrSystemerfinderBildBezeichnung des Systems oder LehrwerksSpracheAnmerkungen/Besonderheiten
2002Karl Wilhelm Henke / Konrad Weber
Henke
Neue NotizschriftDeutschAbbreviaturschrift; Mischung aus langschriftlichen Zeichen und vereinfachter Deutscher Einheitskurzschrift
2004Roy Burls TaborContemporary Shorthand / T-Script[25]EnglischNeubearbeitung der Troab Shorthand;[26] Eingangsstufe als Abbreviaturschrift mit fast nur langschriftlichen Zeichen, Aufbaustufe rein stenografisch
2008Leonard D. LevinMiniScript ShorthandEnglischDarstellung der Buchstaben durch Satz- und Sonderzeichen in drei Positionen zur weiteren Kürzung abbreviaturschriftlicher Kurzformen (z. B. EasyScript)
2009Heather BakerBakerWriteEnglischAbbreviaturschrift mit Zeichen der Schreibschrift; Vokalauslassungen sowie hochgestellte kleine Buchstaben für Vor- und Nachsilben
2020Markus SteinmetzSystem Scheithauer/SteinmetzDeutschWeiterentwicklung von Scheithauers 1913er System, bessere Lesbarkeit durch Zeichenveränderungen, Grundstufe kürzellos; 2. Auflage 2022
2021Winfried MuellerStif KurzschriftDeutschWeiterentwicklung der Stiefografie; durchweg buchstäbliche Vokalschreibung; Grundstufe (kürzellos) und Aufbaustufe
2023Riccardo Bruni
Ste.Lo – Stenografia LogicaItalienischOhne Verstärkungen, um Verwendbarkeit auf Tablet-PCs zu ermöglichen

Schriftbeispiele ab 2001

Literatur Bearbeiten

  • Jochen Brieger: Das System Scheithauer und seine Weiterentwicklung. Neues stenografisches Lehrbuch von Markus Steinmetz erschienen. In: Neue Stenografische Praxis 1/2022, S. 24–26.
  • Ernst Brodthagen: Deutsche Einheitskurzschrift. Prüfungsbuch Stenografie 2. Geschichte der deutschen Stenografie und Allgemeine Kurzschriftlehre in Frage und Antwort. Rinteln 1988.
  • David Crystal: Txtng. The gr8 db8. New York 2008
  • Karl Faulmann: Geschichte und Litteratur der Stenographie. Wien 1894.
  • Ingrid Gessner: In memoriam Karl Friedrich Scheithauer. In: KMI. Bürowirtschaft – Lehre und Praxis 1/1992, S. 13–16.
  • Francesco Giulietti: Storia delle scritture veloci (dall'antichità ad oggi), Firenze 1968.
  • Christian Johnen: Geschichte der Stenographie im Zusammenhang mit der allgemeinen Entwicklung der Schrift und der Schriftkürzung. Band 1, Berlin 1911
  • Christian Johnen: Geschichte der Kurzschrift. Vierte, völlig neu bearbeitete Auflage, Berlin 1940
  • Walter Kaden: Neue Geschichte der Stenographie. Von der Entstehung der Schrift bis zur Stenographie der Gegenwart, Dresden 1999
  • Heinrich Krieg: Katechismus der Stenographie. Ein Leitfaden für Lehrer und Lernende der Stenographie im Allgemeinen und des Systems von Gabelsberger im Besoneren, Leipzig 1876
  • Arthur Mentz: Geschichte der Stenographie, Berlin/Leipzig 1920, 2. Auflage
  • Arthur Mentz, Fritz Haeger: Geschichte der Kurzschrift. Wolfenbüttel 1981, 3. Auflage
  • Franz Moser, Karl Erbach, Maria Erbach: Lebendige Kurzschriftgeschichte. Ein Führer durch Kurzschriftlehre und Kurzschriftgeschichte. Darmstadt 1990, 9. Auflage.
  • Beate Sander-Jaenicke, Hans Karpenstein: Art und Bau der wichtigsten Kurzschriften. Ratgeber zur Kurzschriftgeschichte. Darmstadt 1988, 5. Auflage.
  • L. (Laurenz) Schneider, G. (Georg) Blauert: Geschichte der deutschen Kurzschrift. Wolfenbüttel 1936.
  • Kenneth A. Wick: To Labor Less and Accomplish More. Part 1: A Brief History of English Shorthand. O. O. 2016

Weblinks Bearbeiten

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Auch in den renommierten stenografischen Fachbüchern z. B. von Johnen, Moser/Erbach und Schneider/Blauert werden Abbreviaturschriften sowie deren Erfinder und Anwender ausführlich besprochen.
  2. Die Predigten in deutscher Sprache wurden während der Mitschrift im Kopf ins Lateinische übertragen und mit den lateinischen Abkürzungen niedergeschrieben. Auch Ausschreibungen und Abkürzungen für deutsche Wörter wurden verwendet. Später wurde diese lateinisch-deutschen Mischmitschriften dann vollständig ins Deutsche übertragen. Schneider/Blauert, S. 43; Francesco Giulietti: Storia delle scritture veloci (dall'antichità ad oggi), Firenze 1968; S. 257
  3. Faulmann, S. 23
  4. posthumes Veröffentlichungsjahr, Entstehungsjahr der Schrift bereits 1720; Mentz/Haeger, S. 23
  5. Moser/Erbach, S. 43
  6. Name des Verlegers in Nürnberg; wirklicher Name des Systembearbeiters wird nicht genannt
  7. Ausgabejahr wohl erst 1801; Schneider/Blauert, S. 274
  8. Lehrbuch unter dem Pseudonym „R****“ erschienen; die frühere Vermutung, dass der Verfasser Reischl sei, erwies sich als falsch; Schneider/Blauert, S. 275
  9. 2. Auflage von Leichtlens Lehrbuch von 1826, S. 9 – S. 33
  10. Buch enthält auf den Seiten 47 – 57 Abriss von Thons Stenografie-System
  11. verlegt bei Christian Friedrich Osiander, Tübingen
  12. Verlag Rösl, München
  13. Moser/Erbach, S. 32
  14. Lehrbuchherausgabe posthum, Rahm lehrte bereits 1845 seine Polygraphie; Schneider/Blauert, S. 201
  15. Veröffentlichung auf sechs lithographierten Vorlageblättern (Hempelsche Tafeln), ganzes Lehrbuch Vollständiger Leitfaden... erschien erst 1860; Moser/Erbach, S. 69
  16. Beispiel: end kam zwi den par fol ab zu stand (Endlich kam zwischen den Parteien folgendes Abkommen zustande).Schneider/Blauert, S. 226
  17. Das Lehrbuch wurde 1862 veröffentlicht, weist jedoch die Jahreszahl 1863 auf; Schneider/Blauert, S. 289. - Bereits 1860 erfolgte eine Veröffentlichung der Grundzüge des Systems Gabelsberger-Noë in den Österreichischen Blättern für Stenographie in deutscher Sprache; Faulmann, S. 140.
  18. Duployés erste Veröffentlichung „Sténographie Duployé“ war bereits 1860, jedoch ein Lehrbuch nach dem fast unveränderten System von Aimé Paris; Mentz/Haeger, S. 38
  19. System bereits 1888 fertiggestellt, 1893 jedoch erst als Lehrbuch erschienen; Moser/Erbach, S. 32
  20. Moser/Erbach, S. 75
  21. Brodthagen, S. 61
  22. Herausgabe eines ersten Lehrbuchs 1941; in einem Aufsatz von 1934 stellte Mòsciaro das schwierigere und später für Stènital von ihm aufgegebene Vorgängersystem S. I. M. (Stenografia Italiana Mòsciaro) vor; Guilietti, S. 402.
  23. Die für den Schulunterricht zugelassenen Systeme in Italien sind neben Stènital noch Gabelsberger-Noë, Cima (seit 1937) und Meschini (1923 bis 1928, dann wieder ab 1937). Von 1910 bis 1928 war auch Francini erlaubt.
  24. Stiefografie-Beschreibung durch die Volkshochschule
  25. T-Script ist die Systembezeichnung in den späteren Auflagen nach 2004; Niveaustufen nach 2004 nur noch in Einzelbänden erschienen, Ausgabe von 2004 ist eine Gesamtausgabe von allen Niveaustufen
  26. Die ebenfalls von Roy Burls Tabor (1929 – 2021) entwickelte Troab Shorthand erschien 1951.