Die Eoien oder Ehoien (altgriechisch Ἠοῖαι Ēhoíai), auch bekannt unter dem Titel Katalog der Frauen oder Frauenkatalog (Κατάλογος γυναικῶν), sind ein in Fragmenten erhaltenes Epos, das dem griechischen Dichter Hesiod zugeschrieben wird. Dargestellt werden Genealogien griechischer Heroengeschlechter der Heroinen in der Form eines Kataloges. Die einzelnen Abschnitte heben an mit den Worten ἢ οἵη, von griechisch „oder“ und οἷος „wie zum Beispiel“. Lediglich die erste Heroine wird nur mit οἵη eingeleitet. Von diesen Abschnittsanfängen wurde der Name des Werks, das man mit den Worten ἐν ταῖς Ἠοίαις „in den E(h)oien“ oder ähnlichen Wendungen zitierte, bereits in der Antike abgeleitet.

Der Katalog behandelt eingehend die homerische Welt der Helden und Halbgötter und stellt so einen Übergang zwischen der Götterwelt der Theogonie und dem irdischen Fokus der Werke und Tage dar. Da sich das Gedicht nicht nur auf die Helden, sondern auch auf die Heldinnen konzentriert, bietet es einen Einblick über die Rolle und die Wahrnehmung von Frauen in der griechischen Literatur und Gesellschaft während seiner Entstehungszeit. Die herrschende Aristokratie Griechenlands nutzte die Schrift, um ihre Abstammung zu den Helden der epischen Dichtung zurückzuverfolgen, sodass der Katalog viele Informationen über ein komplexes System von Verwandtschaftsgraden und Hierarchien bewahrt, die noch lange nach der archaischen Zeit von politischer Bedeutung waren.[1]

Der Suda zufolge bestand der Katalog aus fünf Büchern.[2] Buch 1 und Teile von Buch 2 behandelten die Nachkommen des Aiolos. Anschließend folgen in den weiteren Büchern die Genealogien von Inachos, Pelasgos, Atlas und Pelops.[3]

Literatur

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  • Hesiod. Sämtliche Gedichte. Theogonie. Erga. Frauenkataloge. Übersetzt und erläutert von Walter Marg. Artemis, Zürich/Stuttgart 1970.
  • Paul Dräger: Untersuchungen zu den Frauenkatalogen Hesiods (= Palingenesia. Band 61). Steiner, Stuttgart 1997, ISBN 3-515-07028-1.
  • Robert L. Fowler: Genealogical Thinking, Hesiod's Catalogue, and the Creation of the Hellenes. In: Proceedings of the Cambridge Philological Society. Band 44, 1998, S. 1–19 (doi:10.1017/s0068673500002200).
  • Martina Hirschberger: Gynaikôn Katalogos und Megalai Ehoiai. Ein Kommentar zu den Fragmenten zweier hesiodeischer Epen (= Beiträge zur Altertumskunde. Band 198). Saur, München/Leipzig 2004, ISBN 3-598-77810-4.
  • Martin Litchfield West: The Hesiodic Catalogue of Women. Its Nature, Structure, and Origins. Clarendon Press, Oxford 1985.

Einzelnachweise

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  1. Martin Litchfield West: The Hesiodic Catalogue of Women. Its Nature, Structure, and Origins. Clarendon Press, Oxford 1985, S. 7–11.
  2. Suda, Stichwort Ησίοδος, Adler-Nummer: eta 583, Suda-Online.
  3. Martin Litchfield West: The Hesiodic Catalogue of Women. Its Nature, Structure, and Origins. Oxford 1985, S. 44