Der kleine Doktor

deutsche Fernsehserie (1974)

Der kleine Doktor war eine deutsche Krimiserie des ZDF in zwei Staffeln aus dem Jahr 1974. Die literarische Vorlage der Serie bildeten Kurzgeschichten von Georges Simenon. Regisseure waren Wolfgang Becker (1. Staffel, 6 Folgen) und Thomas Engel (2. Staffel, 7 Folgen), Kameramann war Kurt Hasse.

Fernsehserie
TitelDer kleine Doktor
ProduktionslandBR Deutschland
OriginalspracheDeutsch
GenreKrimi
Länge60 Minuten
Episoden13 in 2 Staffeln
MusikGraziano Mandozzi, Erich Ferstl
KameraKurt Hasse
Erstausstrahlung7. Apr. 1974 auf ZDF
Besetzung

Inhalt Bearbeiten

Der Arzt und Junggeselle Dr. Jean Dollent lebt mit seiner Haushälterin Marianne in dem Dörfchen Marsilly in der Charente-Maritime. Der unscheinbare Landarzt ist zugleich ein Meisterdetektiv, der immer wieder gebeten wird, einen schwierigen Fall zu klären. Dabei ist er dank seiner Menschenkenntnis und seinem überlegten Vorgehen regelmäßig erfolgreicher als die Profis von der Kriminalpolizei.

Episoden Bearbeiten

Staffel 1 Bearbeiten

Die Erstausstrahlung der ersten Staffel fand vom 7. April 1974 bis zum 16. Juni 1974 statt.[1]

Nr.
(ges.)
Nr.
(St.)
Original­titelErstaus­strahlung DeutschlandRegieDrehbuchDarsteller
11Das Arsenschloß7. April 1974
(ZDF)
Wolfgang BeckerFranz GeigerPeter Pasetti: Baron Olivier, Christine Buchegger: Irene, Maria Schell: Ernestine
22Besuch aus Paris21. April 1974
(ZDF)
Wolfgang BeckerRudolf NottebohmRakhchandeh Ettehad: Laure, Bruno Dietrich: Gilbert, Wolf Roth: Philippe
33Die Notbremse5. Mai 1974
(ZDF)
Wolfgang BeckerFranz GeigerInken Sommer: Germaine, Siegfried Rauch: Leon, Roger Herbst: Charles, Karl Hanft: Bauer Simon
44Mord im Moor19. Mai 1974
(ZDF)
Wolfgang BeckerFranz GeigerHerbert Fleischmann: Roger Borchain, Ursula Lingen: Nicole Pilard, Alwy Becker: Marthe Borchain, Karl Hanft: Bauer Simon
55Der Rote2. Juni 1974
(ZDF)
Wolfgang BeckerAlf TaminKarl Renar: Jacques Frerette, Evelyn Opela: Vamp, Peter Bollag: Didier Marmont
66Ein Toter fällt vom Himmel16. Juni 1974
(ZDF)
Wolfgang BeckerAlf TaminKurt Meisel: Baron Vauquelin-Radot, Arno Assmann: Dr. Crique, Sabine Sinjen: Marine / Denise

Staffel 2 Bearbeiten

Die Erstausstrahlung der zweiten Staffel fand vom 14. Juli 1974 bis zum 6. Oktober 1974 statt.[2]

Nr.
(ges.)
Nr.
(St.)
Original­titelErstaus­strahlung DeutschlandRegieDrehbuchDarsteller
71Der verschwundene Admiral14. Juli 1974
(ZDF)
Thomas EngelFred IgnorWilli Rose: Admiral, Friedrich G. Beckhaus: Jean, Edeltraut Elsner: Angèle
82Zu viele Ärzte28. Juli 1974
(ZDF)
Thomas EngelDieter BochowDieter Borsche: Professor Gromaire, Sabine Glaser: Madeleine, Peter Fricke: Dr. Philippe Lourtie
93Der Dieb der Diebe11. August 1974
(ZDF)
Thomas EngelFred IgnorEva Kinsky: Alice, Walter Kohut: Dumont, Wolfried Lier: Calmet
104Ein Holländer in Paris25. August 1974
(ZDF)
Thomas EngelThomas Engel, Stefan GommermannGert Haucke: Kees van der Donck, Herbert Fux: Louis, Christine Diersch: Bijou
115Voodoo oder Die Rache der Schamanen8. September 1974
(ZDF)
Thomas EngelSibylle Ruch, Alf TaminKarl Georg Saebisch: Marbe, Franz Schafheitlin: Duffe, Edith Heerdegen: Heloise
126Das Mädchen im Himmelblau22. September 1974
(ZDF)
Thomas EngelPlym PahlJessica Dorn: Angelina, Doris Gallart: Madame La Roche, Hellmut Lange: Boucher
137Eine bemerkenswerte Nichte6. Oktober 1974
(ZDF)
Thomas EngelVratislav BlažekEva Maria Meineke: Schwester Jeanne, Harry Kalenberg: Fabrikant Gallot, Ulli Kinalzik: Claude

Literarische Vorlage Bearbeiten

Die Fernsehserie Der kleine Doktor basiert auf einer Serie von Kurzgeschichten des belgischen Schriftstellers Georges Simenon, die 1938 in La Rochelle entstanden und 1943 im Sammelband Le petit docteur bei der Éditions Gallimard erschienen (siehe die Liste der Werke von Georges Simenon). Die Hauptfigur des Landarztes Jean Dollent war von Simenons Hausarzt Dr. Edouard de Béchevel inspiriert. Laut Simenons Biografen Stanley G. Eskin handelt es sich um einen typischen Lehnstuhldetektiv und Nachfahren von Edgar Allan Poes Auguste Dupin und Gaston Leroux’ Rouletabille, der Vergnügen bereite durch „sein lebhaftes und verschmitztes Wesen sowie seine unbekümmerte Art, sich in irgendwelche Ermittlungen einzumischen“.[3]

Zum Teil ermittelt Dollent auch in Paris, ohne dass es allerdings zur Begegnung mit Simenons berühmten Kommissar Maigret kommt. Dafür trifft er mehrfach auf dessen Assistenten Lucas. Für Georg Hensel war der kleine Doktor „ein Prolog zu Maigret“, in dem der Schriftsteller der Vergangenheit seines berühmten Kommissars nachspüre, „jenem Augenblick, da wie ein Schmetterling aus der Larve plötzlich dem Arzt der Kriminalist entschlüpft“. Er besitze die besondere Fähigkeit, „die einfache menschliche Wahrheit herauszuschälen“, die sich auch beim französischen Kommissar wiederfindet.[4] Die deutschen Übersetzungen der Erzählungen von Hansjürgen Wille und Barbara Klau erschienen bei Kiepenheuer & Witsch sowie im Diogenes Verlag. Schumm sprechende Bücher veröffentlichte 1998 und 1999 Lesungen einiger Kurzgeschichten der Serie von Edgar M. Böhlke.

Entstehungsgeschichte Bearbeiten

Nach dem Erfolg der Krimiserie Der Kommissar plante das ZDF bereits im Jahr 1969 ein weiteres Krimi-Format, für dessen Hauptrolle Heinz Rühmann vorgesehen war. Dieser scheute jedoch den Vergleich mit Erik Ode und entwickelte ein eigenes Konzept einer stärker humoristisch gefärbten Serie. Die bereits fertiggestellten Drehbücher nach der Vorlage Simenons wurden umgeschrieben und an das fortgeschrittene Alter Rühmanns angepasst. Rühmanns Anregungen ist auch der Ausbau einiger der wiederkehrenden Nebenfiguren des Dorfes zu verdanken.[5] Als Rühmann seine Beteiligung am Ende doch absagte, wurde die Hauptrolle mit Peer Schmidt neu besetzt und die Drehbücher abermals an Simenons Vorlage angeglichen. Gedreht wurde an Originalschauplätzen in Westfrankreich rund um La Rochelle.[6]

Nach sechs Folgen kam es zu einer Änderung des gesamten Produktionsteams. Statt der FGR Film- und Fernsehproduktion produzierte nun die Bavaria Filmatelier. Die Regie ging von Wolfgang Becker auf Thomas Engel über. Selbst die Titelmelodie, die ursprünglich von Graziano Mandozzi stammte, wurde durch Erich Ferstl neu komponiert. Während die erste Staffel getreu auf den Büchern „von Georges Simenon“ basierte, lief die Serie nun unter dem Etikett „nach Georges Simenon“, was bedeutete, dass die Stoffe zum Teil von den Serienautoren ohne Bezug zu Simenons Vorlagen entwickelt wurden.[5]

Rezeption Bearbeiten

Die zeitgenössische Kritik reagierte überwiegend positiv. Gerühmt wurden die authentische französische Atmosphäre[6] und die darstellerische Leistung Peer Schmidts. Heinz Rühmann lobte: „Außer Peer Schmidt kenne ich keinen Kollegen, der diese Rolle so ideal verkörpern würde.“[5] Vereinzelt wurde die abfallende Qualität der zweiten Staffel kritisiert.[7] Martin Compart urteilte in seinem Buch Crime TV. Lexikon der Krimiserien: „Für die Freunde klassischer Detektivgeschichten ist die gut gemachte Serie eine Freude.“[8]

Im Jahr 2009 veröffentlichte Polar Film sämtliche 13 Folgen der Serie in einer DVD-Box.

1986 verfilmte das französische Fernsehen Simenons Vorlage in einer sechsteiligen Fernsehserie erneut. Den kleinen Doktor spielte Alain Sachs. Regie führte unter anderem Simenons Sohn Marc Simenon.[9]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. imdb.com: Liste der Episoden der ersten Staffel von Der kleine Doktor (englisch)
  2. imdb.com: Liste der Episoden der zweiten Staffel von Der kleine Doktor (englisch)
  3. Stanley G. Eskin: Simenon. Eine Biographie. Diogenes, Zürich 1989, ISBN 3-257-01830-4, S. 247.
  4. Georg Hensel: Simenon und sein Kommissar Maigret. In: Claudia Schmölders, Christian Strich (Hrsg.): Über Simenon. Diogenes, Zürich 1988, ISBN 3-257-20499-X, S. 157–159.
  5. a b c Hans Schaffner: Booklet der DVD-Box von Polar Film, 2009, ISBN 978-3-941028-41-8.
  6. a b Der kleine Doktor in krimiserien.heimat.eu
  7. DVD: Der kleine Doktor auf maigret.de.
  8. Martin Compart: Crime TV. Lexikon der Krimiserien. Bertz + Fischer, Berlin 2000, S. 198.
  9. Le petit docteur bei IMDb.