Dark Taxon

Taxon, das anscheinend keine erkennbaren morphologischen Strukturen aufweist

In der Mykologie ist ein Dark Taxon (plural: Dark Taxa, auch Dark Fungus[1] genannt) ein Taxon, das anscheinend keine erkennbaren morphologischen Strukturen aufweist und unter Laborbedingungen nicht kultivierbar ist. Dark Taxa (deutsch dunkle Taxa) werden vor allem durch DNA-Sequenzierung und insbesondere durch Umwelt-Metabarcoding,[2] d. h. Barcoding von DNA/RNA (oder Umwelt-DNA, kurz eDNA), in einer Weise nachgewiesen, die die gleichzeitige Identifizierung vieler Taxa in derselben Probe ermöglicht.[3]

Dark Taxa bilden eine paraphyletische Gruppe, wobei Dark Taxa in allen wichtigen Pilzstämmen vorkommen,[3] und es scheint, dass sie einen bedeutenden Teil der existierenden Pilztaxa ausmachen. Laut Wang et al. (2016)[4] „weist die Mehrheit der existierenden Pilzvielfalt keine unterscheidenden morphologischen Strukturen auf, die sichtbar oder beschreibbar sind“,[5] und laut Martin Ryberg, Forscher und Professor an der Universität Uppsala, „könnten sich Dark Fungi durchaus als die dominierende Lebensform im Pilzreich erweisen“.[1]

Die Benennung von Dark Taxa wird nicht vom ICN[5] unterstützt, da ein Typusexemplar eine direkte Beobachtung erfordert.

Dark Taxa bei Insekten und Spinnen

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Weitere Dark Taxa werden auch in Tiergruppen wie z. B. bei Insekten[6][7] oder Spinnentieren vermutet und in Deutschland durch das „German Barcode of Life“ (GBOL) erforscht.[8]

Einzelnachweise

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  1. a b Iva Boyadzhieva: Do all fungi matter? Yes, new study argues. In: EurekAlert. 10. April 2023, doi:10.3897/mycokeys.96.102669 (englisch, eurekalert.org).
  2. Metabarcoding. In: pflanzenforschung.de. Abgerufen am 12. April 2024 (englisch).
  3. a b Rolf Henrik Nilsson, Karl-Henrik Larsson, Andy F.S. Taylor, Johan Bengtsson-Palme, Thomas S. Jeppesen, Dmitry Schigel, Peter Kennedy, Kathryn Picard, Frank Oliver Glöckner, Leho Tedersoo, Irja Saar, Urmas Koljalg, Kessy Abarenkov: The UNITE database for molecular identification of fungi: handling dark taxa and parallel taxonomic classifications. In: Nucleic Acids Research. Band 47, D1, 2018, S. D259–D264, doi:10.1093/nar/gky1022, PMID 30371820, PMC 6324048 (freier Volltext) – (englisch, oup.com [PDF]). ISSN 0305-1048
  4. Zheng Wang, R. Henrik Nilson, Timothy Y. James, Yucheng Dai, Jeffrey P. Townsend: Future Perspectives and Challenges of Fungal Systematics in the Age of Big Data. Biology of Microfungi. In: Fungal Biology (Springer International Publishing). 2016, S. 25–46, doi:10.1007/978-3-319-29137-6_3 (englisch). ISBN 978-3-319-29135-2
  5. a b Nalin N. Wijayawardene, Mohammad Bahram, Iván Sánchez-Castro, Don-Qin Dai, Kahandawa G. S. U. Ariyawansa, Udeni Jayalal, Nakarin Suwannarach, Leho Tedersoo: Current Insight into Culture-Dependent and Culture-Independent Methods in Discovering Ascomycetous Taxa. In: Journal of Fungi. Band 7, Nr. 9, 2021, S. 703, doi:10.3390/jof7090703, PMID 34575741, PMC 8467358 (freier Volltext) – (englisch, mdpi.com [PDF]). ISSN 2309-608X
  6. Gesine Steiner: Biodiversitätsentdeckung: Unbekannte Arten (Dark Taxa) bestimmen die Vielfalt. In: Museum für Naturkunde Berlin. 18. Mai 2023, abgerufen am 14. April 2024.
  7. Katrin Klaus: Dark Taxa: Unbekannte Mikroorganismen, Pflanzen, Insekten und Säugetiere erforschen. In: ARD alpha. 23. April 2021, abgerufen am 14. April 2024.
  8. Neues DNA-Barcoding Projekt „GBOL III: Dark Taxa” illuminiert die dunklen Winkel mitteleuropäischer Biodiversität. In: Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns. 2020, abgerufen am 14. April 2024.