Bahnstrecke Győr–Sopron–Ebenfurth

Bahnstrecke in Ungarn

Die Bahnstrecke Győr–Sopron–Ebenfurth ist eine 116,846 Kilometer lange, grenzüberschreitende und eingleisige Bahnstrecke in Ungarn und Österreich. Sie wurde am 2. Januar 1876 von der Raab-Oedenburg-Ebenfurter Eisenbahn zunächst zwischen Győr (deutsch Raab) und Sopron (deutsch Ödenburg) eröffnet, am 28. Oktober 1879 folgte der Abschnitt von Sopron nach Ebenfurth. Die in GySEV, der ungarischen Abkürzung der Gesellschaft, enthaltenen Buchstaben stehen dabei – ebenso wie in der alten deutschen Abkürzung ROeEE – für die wichtigsten Orte (Gy bzw. R für Győr/Raab, S bzw. Oe für Sopron/Oedenburg, E für Ebenfurth) auf der ersten Strecke des Unternehmens. Während für den Bau der Strecke vor allem handelspolitische Gründe eine Rolle spielten, ist der Personenverkehr neben dem Güterverkehr ein wichtiges Standbein geworden.

Győr–Sopron–Ebenfurth
Streckennummer in Ungarn:8 (Győr–Sopron)
Kursbuchstrecke (ÖBB):512 (Wien Hbf–Deutschkreutz)
Kursbuchstrecke (MÁV):8
Streckenlänge:116,846 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:D4
Stromsystem:25 kV, 50 Hz ~
Maximale Neigung: 10 
Minimaler Radius:300 m
Höchstgeschwindigkeit:120 km/h
Zugbeeinflussung:PZB
von Budapest-Keleti
0,000Győr
0,800nach Hegyeshalom
nach und von Győr-GYSEV
1,500Győr-GYSEV nyugati elágazás (Abzw)
Rába
9,100Ikrény
13,800Rábapatona
16,700Enese
21,900Kóny
24,100Bágyogszovát
28,200Dör
von Hegyeshalom
von Pápa
30,700Csorna
nach Porpác
34,800Farád
37,400Rábatamási
40,300Szárföld
42,000Veszkény
46,000Kapuvár
nach Tőzeggyár
Répce
50,700Vitnyéd-Csermajor
54,600Fertőendréd
58,100Petőháza
Neusiedler Seebahn von Celldömölk
60,400Fertőszentmiklós
Neusiedler Seebahn nach Neusiedl am See
63,600Hegykő
67,200Pinnye
71,500Nagycenk-Hidegség
Schmalspurbahn von Barátság
73,800Fertőboz
77,300Balffürdő
83,100Sopron-Rendező keleti elágazás (Abzw)
nach und von Sopron-Rendező
von Nagykanizsa und Kőszeg
84,300Sopron 198 m ü. A.
nach Wiener Neustadt
Batsányi utca
Fuß- und Radweg
Csengery utca
Fuß- und Radweg
Kossut Lajos utca
Anschlussgleis
Táncsics Mihály utca
Anschlussgleis
Ikva
Feldweg
89,687Staatsgrenze Ungarn – Österreich
Untenäcker
92,100Baumgarten-Schattendorf 240 m ü. A.
Ödenburger Straße
Klingenbacher Straße
95,300Draßburg 222 m ü. A.
Eisenstädter Straße
Untere Hauptstraße
ehemaliger Anschluss zur Zuckerfabrik Siegendorf
Mühlgasse
Wulka
Antau-Dreschenauer
Anschlussgleis Gewerbepark Antau
101,000Wulkaprodersdorf 175 m ü. A.
ehemalige Schleppbahn zur Zuckerfabrik Hirm
Pannoniabahn nach Parndorf Ort
Obere Hauptstraße
Obere Gartengasse
Burgenland Straße (B50)
Anschlussgleis Hackl Recycling
Güterweg
Burgenland Schnellstraße (S31)
Großhöflein-Heide
Hartlweg
Am Föllig
Südost Autobahn (A3)
Eisenstädter Straße (B59)
106,800Müllendorf 205 m ü. A.
Anschlussgleis Müllendorfer Kreidefabrik
Fabrikstraße
Anschlussgleis Papyrus Altpapier und Leykam-Druck
Südost Autobahn (A3)
Breitensee
Steinbrunner Straße
Strittfeldstraße
Eisenstädter Straße (B59)
114,700Neufeld an der Leitha 230 m ü. A.
Landegger Straße
115,331Eigentumsgrenze RaaberbahnÖBB
115,341Leitha, Landesgrenze BurgenlandNiederösterreich
Schießstättenstraße
Warme Fischa
Rathausstraße
Alleestraße
Pottendorfer Linie von Wien Meidling
116,846Ebenfurth 228 m ü. A.
nach Wittmannsdorf
Pottendorfer Linie nach Wiener Neustadt

Quellen: [1]

Geschichte

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Gedenktafel in Sopron zum 100-jährigen Bestehen der Strecke
Aktie der ROeEE über 200 Gulden vom Jahr 1876

Baron Viktor Alexander von Erlanger ersuchte Kaiser Franz Joseph I. um die Konzession, eine Bahnstrecke von Raab über Ödenburg nach Neufeld an der Leitha (an der Grenze von Trans- und Cisleithanien) zu errichten. Die Strecke sollte vom Bahnhof Raab über Csorna, Kapuvár, Nagycenk, Ödenburg und Draßburg bis Ebenfurth führen. Am 15. Oktober 1872 wurde die endgültige Konzession erteilt, weil bereits an Wilhelm Frankfurter eine Vorgenehmigung erteilt worden war. Der eigentliche Bau der Strecke erfolgte ab 1875, nachdem bereits im Juli 1872 begonnen wurde, der Bau jedoch aufgrund von Finanzierungsschwierigkeiten nur langsam voranschritt. Erlanger musste sein Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umwandeln, die am 1. Februar 1875 in Budapest als „Raab-Oedenburg-Ebenfurter-Eisenbahn“ gegründet wurde. Unter Leitung Gustav Bergers wurde die Strecke nun doch zeitig gebaut, sodass am 2. Januar 1876 der erste Teilabschnitt von Raab nach Ödenburg eröffnet werden konnte. Baubeginn des Abschnittes von Ödenburg bis Ebenfurth war am 31. März 1879, die gesamte Strecke von Raab bis Ebenfurth war schließlich ab 28. Oktober 1879 in Betrieb. Zunächst war die Betriebsgenehmigung für 90 Jahre erteilt worden.[2]

Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Auseinanderfallen der Donaumonarchie trat der österreichische Staat als Konzessionär in die Aktiengesellschaft ein.

Ebenfurth: Im Mai 1979 führte die 520.079 einen der letzten dampfbespannten Güterzüge

Ab 1959 wurden Steigerungen beim grenzüberschreitenden Güterverkehr verzeichnet. Das weitere Wachstum im Güterverkehr hatte die Verdieselung, die mit dem Ersteinsatz von Diesellokomotiven 1972 begann, zur Folge. 1979 endete der Dampfbetrieb. Neben der Verdieselung führte die Raab-Oedenburg-Ebenfurter Eisenbahn eine großräumige Streckenmodernisierung durch. Am 27. Mai 1988 wurde der elektrische Betrieb zwischen Sopron und Ebenfurth aufgenommen, zwischen Győr und Sopron war dies bereits am 31. Mai 1987 erfolgt.[3] Zur Vermeidung eines Systemwechsels auf freier Strecke, der den Einsatz von zu diesem Zeitpunkt noch teueren Zweifrequenzlokomotiven erfordert hätte, wurde die gesamte Strecke mit der in Ungarn üblichen Fahrleitungsspannung von 25 kV mit 50 Hz versorgt und die Fahrleitungsanlage des Bahnhofs Ebenfurth umschaltbar ausgeführt.[4]

Aufgrund des Betriebes über eine Staatsgrenze und insbesondere nach der Errichtung des Eisernen Vorhangs wurden auf der Strecke immer wieder Waren geschmuggelt.[5] Der größte Schmuggel der Nachkriegszeit wurde im Oktober 1980 aufgedeckt, dabei wurden in Ungarn hergestellte Zigaretten bekannter Westmarken nach Österreich und weiter geschmuggelt, um die entsprechenden Tabaksteuern zu umgehen. Der kolportierte Schaden soll bei 625 Millionen Schilling (etwa 45 Millionen Euro) gelegen haben.[6]

Zwischen 2008 und 2016 modernisierte die Raab-Oedenburg-Ebenfurter Eisenbahn alle burgenländischen Stationen der Strecke und stattete sie mit Wartekojen und Bahnsteigen mit einer Höhe von 55 cm über Schienenoberkante aus. Damit ist bei den eingesetzten Zuggarnituren ein stufenloser Einstieg möglich.[7]

Gegenwart

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Ein Ventus (links) und ein Flirt (rechts) bei der Präsentation des Ventus-Triebwagens

Auf der Strecke findet neben grenzüberschreitendem Güterverkehr Personenverkehr in beiden Richtungen im Stundentakt statt.[8] Die in Kooperation mit den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) betriebenen Züge verkehren dabei meist von Deutschkreutz über Sopron und Ebenfurth nach Wien und von dort weiter ins slowakische Bratislava zum Bahnhof Bratislava-Petržalka. In Wulkaprodersdorf zweigt die Pannoniabahn Richtung Eisenstadt und Neusiedl am See ab. Zudem gibt es unter der Woche Verstärkerzüge zwischen Eisenstadt Schule und Wulkaprodersdorf, welche Anschluss an die Züge Richtung Sopron haben.

Die auf der Strecke verkehrenden REX-Züge verkehren hauptsächlich mit Triebwagen der Baureihen 4744/4746 (Desiro ML cityjet/ventus) und 4124 der ÖBB. Vereinzelt werden Wendezüge mit Cityshuttle- oder Wiesel-Doppelstockwagen mit einem Taurus der Baureihe 1116 der ÖBB eingesetzt. Aufgrund des ungarischen Stromsystems im Abschnitt Ebenfurth–Deutschkreutz müssen die eingesetzten Züge mehrsystemfähig sein. Der Einsatz von ÖBB-Zügen ist bedingt durch die betriebliche Kooperation der beiden Eisenbahngesellschaften.

Stationen

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Auf der Strecke eingesetzte Lokomotiven

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Literatur

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Commons: Bahnstrecke Győr–Sopron–Ebenfurth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Raaberbahn AG (Hrsg.): Streckenführung Bahnstrecke Győr–Ebenfurth (Memento vom 15. Februar 2016 im Internet Archive)
  2. Manfred Wehdorn (Hrsg.): Baudenkmäler der Technik und Industrie in Österreich. Band 1: Manfred Wehdorn, Ute Georgeacopol-Winischhofer: Wien, Niederösterreich, Burgenland. Böhlau, Wien u. a. 1984, ISBN 3-205-07202-2, S. 294.
  3. KFV (Hrsg.): Sicherheitsinspektionen bei Eisenbahnkreuzungen entlang der grenzüberschreitenden Bahnlinien im Burgenland und in Westungarn. SiEBaBWe. Kompendium. Kuratorium für Verkehrssicherheit, Wien 2014, ISBN 978-3-7070-0120-4, S. 19.
  4. Raaberbahn – Das Unternehmen. In: www.raaberbahn.at. Archiviert vom Original am 19. Januar 2018; abgerufen am 19. Januar 2018.
  5. A.Philapitsch u. a. (Hrsg.): GRENZ-ZÜGE – Bahn. Macht. Geschichte – Geschichten entlang der „Raaber“ Bahn. Stadtgemeinde Ebenfurth, Ebenfurth 2003, ISBN 3-200-00004-X, S. 326 ff.
  6. A.Philapitsch u. a. (Hrsg.): GRENZ-ZÜGE – Bahn. Macht. Geschichte – Geschichten entlang der „Raaber“ Bahn. Stadtgemeinde Ebenfurth, Ebenfurth 2003, ISBN 3-200-00004-X, S. 332.
  7. Franz Tscheinig: VCÖ-Mobilitätspreis: Raaberbahn für die Modernisierung ihrer Bahnhöfe ausgezeichnet. In: www.meinbezirk.at. Bezirksblätter, 27. September 2016, abgerufen am 19. Januar 2018.
  8. Fahrplan Wien–Ebenfurth–Deutschkreutz. (PDF) In: oebb.at. Österreichische Bundesbahnen, archiviert vom Original am 19. Januar 2018; abgerufen am 19. Januar 2018.