Atlantis (Raumfähre)

Space Shuttle

Die Raumfähre Atlantis ist ein Space Shuttle der NASA. Benannt nach dem ersten amerikanischen ozeanografischen Forschungsschiff Atlantis, wurde sie im April 1984 fertiggestellt und hatte ihren Jungfernflug im Oktober 1985 (STS-51-J). Die interne Bezeichnung des Orbiters lautet OV-104. Ihre letzte Mission endete am 21. Juli 2011.

Atlantis-Flagge
Aufstieg der Atlantis (STS-27)
Landung der Atlantis mithilfe eines Bremsschirms
Raumfähre Atlantis in der Ausstellung des Kennedy Space Center Visitor Complex

Geschichte

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Von 1995 bis 1997 wurde die Atlantis ausschließlich für die Flüge zur russischen Raumstation Mir im Rahmen des Shuttle-Mir-Programms eingesetzt, wofür sie mit einem Kopplungsadapter russischer Bauart ausgestattet wurde.

Am 8. Juli 2011 startete sie zu ihrer 33. und letzten Mission, welche auch die letzte Mission des Space-Shuttle-Programms war. Sie transportierte Proviant, Material und Technik für Experimente zur ISS und brachte das Logistikmodul Raffaello zur Erde zurück.[1] Am 21. Juli 2011 pünktlich um 11.57 MESZ setzte sie sicher auf der Landebahn 15 des Kennedy Space Centers in Florida (USA) auf.[2] Ihre Landung beendete die Ära der Shuttleflüge. Das Programm kostete zuletzt etwa 775 Millionen Dollar pro Mission.[3]

Seit dem Ende des amerikanischen Shuttle-Programms wird die Raumfähre als Museumsstück im Besucherzentrum des Kennedy Space Centers in Florida ausgestellt.[4]

Insgesamt hat die Atlantis in ihren 25 Dienstjahren mehr als 193 Millionen Kilometer zurückgelegt.[5]

Konstruktion

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Die Atlantis profitierte von den Erfahrungen, die man beim Bau und Testen der Enterprise, Columbia und Challenger gemacht hatte. Bei der Fertigstellung wog sie rund 3.200 Kilogramm weniger als die Columbia. Außerdem verringerten die gemachten Erfahrungen im Shuttle-Bau die Arbeitsstunden um 49,5 Prozent (im Vergleich zur Columbia). Das ist vor allem auf die Nutzung von Hitzeschild-Decken am oberen Teil des Orbiters anstatt von kleinen Kacheln zurückzuführen.

Während der Konstruktion der Discovery und der Atlantis entschied sich die NASA dazu, „strukturelle Ersatzteile“ anfertigen zu lassen, um die Reparatur im Falle eines Unfalls zu erleichtern. Der Vertrag hatte insgesamt einen Wert von 389 Millionen Dollar und bestand aus Ersatzteilen für den hinteren und den mittleren Rumpf, sowie vordere Rumpfhälften, vertikale Ruder, Flügel und Klappen. Diese Ersatzteile wurden später für die Endeavour benutzt.

Zwischen November 1997 und Juli 1999 wurden in Palmdale, Kalifornien, an der Atlantis zahlreiche Verbesserungen und Anpassungen vorgenommen. Unter anderem wurde der Orbiter mit einem Bremsschirm und einem gläsernen Cockpit ausgestattet, es wurden neue Rohre und Verkabelungen installiert und über 800 Hitzeschutzkacheln und -decken ersetzt.

Missionen

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Nr.StartBezeichnungEmblemBesatzung
13. Oktober 1985STS-51-J Karol Bobko, Ronald Grabe, David Hilmers, Robert Stewart, William Pailes
227. November 1985STS-61-B Brewster Shaw, Bryan O’Connor, Mary Cleave, Sherwood Spring, Jerry Ross, Rodolfo Neri Vela, Charles Walker
32. Dezember 1988STS-27 Robert Gibson, Guy Gardner, Richard Mullane, Jerry Ross, William Shepherd
44. Mai 1989STS-30 David Walker, Ronald Grabe, Norman Thagard, Mary Cleave, Mark Lee
518. Oktober 1989STS-34 Donald Williams, Michael McCulley, Franklin Chang-Diaz, Shannon Lucid, Ellen Baker
628. Februar 1990STS-36 John Creighton, John Casper, Richard Mullane, David Hilmers, Pierre Thuot
715. November 1990STS-38 Richard Covey, Frank Culbertson, Robert Springer, Carl Meade, Charles Gemar
85. April 1991STS-37 Steven Nagel, Kenneth Cameron, Jerry Ross, Jerome Apt, Linda Godwin
92. August 1991STS-43 John Blaha, Michael Baker, Shannon Lucid, James Adamson, David Low
1024. November 1991STS-44 Frederick Gregory, Terence Henricks, Story Musgrave, Mario Runco, James Voss, Thomas Hennen
1124. März 1992STS-45 Charles Bolden, Brian Duffy, Kathryn Sullivan, David Leestma, Michael Foale, Byron Lichtenberg, Dirk Frimout
1231. Juli 1992STS-46 Loren Shriver, Andrew Allen, Claude Nicollier, Jeffrey Hoffman, Franklin Chang-Diaz, Marsha Ivins, Franco Malerba
133. November 1994STS-66 Donald McMonagle, Curtis Brown, Ellen Ochoa, Scott Parazynski, Joseph Tanner, Jean-François Clervoy
1427. Juni 1995STS-71 Robert Gibson, Charles Precourt, Ellen Baker, Bonnie Dunbar, Gregory Harbaugh
1512. November 1995STS-74 Kenneth Cameron, James Halsell, Jerry Ross, William S. McArthur, Chris Hadfield
1622. März 1996STS-76 Kevin Chilton, Richard Searfoss, Ronald Sega, Michael Clifford, Linda Godwin
1716. September 1996STS-79 William Readdy, Terrence Wilcutt, Thomas Akers, Jerome Apt, Carl Walz
1812. Januar 1997STS-81 Michael Baker, Brent Jett, John Grunsfeld, Marsha Ivins, Peter Wisoff
1915. Mai 1997STS-84 Charles Precourt, Eileen Collins, Carlos Noriega, Edward Lu, Jean-François Clervoy, Jelena Kondakowa
2026. September 1997STS-86 James Wetherbee, Michael Bloomfield, Wladimir Titow, Scott Parazynski, Jean-Loup Chrétien, Wendy Lawrence
2119. Mai 2000STS-101 James Halsell, Scott Horowitz, Jeffrey Williams, Susan Helms, James Voss, Mary Weber, Juri Ussatschow
228. September 2000STS-106 Terence Wilcutt, Scott Altman, Daniel Burbank, Edward Lu, Juri Malentschenko, Richard Mastracchio, Boris Morukow
237. Februar 2001STS-98 Kenneth Cockrell, Mark Polansky, Robert Curbeam, Marsha Ivins, Thomas Jones
2412. Juli 2001STS-104 Steven Lindsey, Charles Hobaugh, Michael Gernhardt, James Reilly, Janet Kavandi
258. April 2002STS-110 Michael Bloomfield, Stephen Frick, Jerry Ross, Steven Smith, Ellen Ochoa, Lee Morin, Rex Walheim
267. Oktober 2002STS-112 Jeffrey Ashby, Pamela Melroy, Fjodor Jurtschichin, Sandra Magnus, Piers Sellers, David Wolf
279. September 2006STS-115 Brent Jett, Christopher Ferguson, Steven MacLean, Daniel Burbank, Joseph Tanner, Heidemarie Stefanyshyn-Piper
288. Juni 2007STS-117 Frederick Sturckow, Lee Archambault, James Reilly, John Olivas, Patrick Forrester, Steven Swanson
297. Februar 2008STS-122 Stephen Frick, Alan Poindexter, Stanley Love, Rex Walheim, Leland Melvin, Hans Schlegel
3011. Mai 2009STS-125 Scott Altman, Gregory C. Johnson, John Grunsfeld, Michael Massimino, Andrew Feustel, Michael Good, Megan McArthur
3116. November 2009STS-129 Charlie Hobaugh, Barry Wilmore, Robert Satcher, Michael Foreman, Randolph Bresnik, Leland Melvin
3214. Mai 2010STS-132 Kenneth Ham, Tony Antonelli, Michael Good, Piers Sellers, Stephen Bowen, Garrett Reisman
338. Juli 2011STS-135 Christopher Ferguson, Douglas Hurley, Sandra Magnus, Rex Walheim
  • Im Buch Space Camp (deutscher Titel: Ferien im Weltraum) und dem gleichnamigen Film von 1986 spielt die Atlantis eine zentrale Rolle.
  • In dem Film Deep Impact wird die Crew mit der Atlantis zum im Orbit geparkten Raumschiff Messiah gebracht.
  • In dem Film Armageddon – Das jüngste Gericht explodiert die Atlantis aufgrund eines Asteroiden, der auf den Asteroidengürtel prallt und daraufhin den Erdorbit mit Mini-Meteoriten bombardiert.
  • In dem Film Geostorm flog Gerard Butler vom Kennedy Space Center mit einem Shuttle neueren Typs mit der Bezeichnung OV-104 in den Orbit.

Siehe auch

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Commons: Space Shuttle Atlantis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Space Shuttle Era Ends with Atlantis Landing. NASA, 21. Juli 2011, abgerufen am 22. Juli 2011 (englisch).
  2. Telepolis: Ein Stück Abschied von der staatlichen Raumfahrt 9. Juli 2011, abgerufen am 10. Juli 2011
  3. spiegel.de vom 8. Juli 2011
  4. New Homes for Space Shuttle Orbiters After Retirement. NASA, 12. April 2011, abgerufen am 13. April 2011 (englisch).
  5. Bilderbuchlandung nach letzter Reise ins All. Abgerufen am 27. Mai 2010.